Zwischen Auwald und Autonomie: Das alternative Leipzig-Connewitz
Der südliche Leipziger Stadtteil Connewitz ist bekannt für seine duale Identität: Er ist sowohl der waldreichste Ortsteil der Stadt als auch ein pulsierendes Zentrum der Subkultur. Begrenzt durch den Leipziger Auwald, bietet das Connewitzer Holz mit dem Wildpark ein wichtiges Naherholungsgebiet.
Gleichzeitig gilt Connewitz als das traditionelle linke und alternative Viertel Leipzigs. Rund um das Connewitzer Kreuzprägen autonome Kulturzentren, alternative Bars, vegane Gastronomie und eine lebendige Graffiti-Szene das Straßenbild. Das Viertel hat eine lange, konfliktreiche Geschichte, die bis zur Wendezeit zurückreicht, als es sich gegen rechte Übergriffe wehrte.
Trotz seiner turbulenten Vergangenheit ist Connewitz heute ein vielfältiges Quartier. Es zieht Studenten, Künstler und junge Familien an, die das bürgerliche Gründerzeit-Flair in Kombination mit der Nähe zur Natur und der unkonventionellen Kulturszene schätzen. Es verkörpert damit einen einzigartigen, manchmal widersprüchlichen Teil der Leipziger Stadtlandschaft.

Prägendes Wahrzeichen: Die Paul-Gerhardt-Kirche in Connewitz
Die Paul-Gerhardt-Kirche ist die bedeutendste evangelisch-lutherische Kirche in Leipzig-Connewitz und prägt mit ihrem 60 Meter hohen Turm das Stadtteilbild nahe dem Connewitzer Kreuz. Nach Plänen von Julius Zeißig zwischen 1898 und 1900 im Stil der deutschen Renaissance erbaut, bietet das denkmalgeschützte Gotteshaus Platz für über 750 Besucher.
Besonders sehenswert sind die originale Holztonnendecke mit Jugendstil-Malerei sowie die kunstvollen Schnitzarbeiten des Holzbildhauers Heinrich Behr, darunter Altar und Kanzel. Aufgrund ihrer hervorragenden Akustik dient die Kirche zudem regelmäßig als beliebtes Aufnahmestudio für klassische Musik. Sie ist ein architektonisches und kulturelles Zentrum des lebhaften Viertels.

Leipzigs Grüne Lunge: Das Ökosystem des Auwaldes
Der Leipziger Auwald ist einer der größten und ökologisch bedeutendsten Auwaldkomplexe Mitteleuropas und bildet das „grüne Herz“ der Stadt. Als einzigartiges Ökosystem durchzieht er Leipzig wie ein grünes Band entlang der Flüsse Pleiße und Weiße Elster.
Historisch war dieser Wald eine Hartholzaue, deren Existenz von den regelmäßigen Überschwemmungen der Flüsse abhing, welche nährstoffreiche Sedimente ablagerte. Heute ist der Auwald durch Flussregulierungen zwar in seiner ursprünglichen Dynamik bedroht, bleibt aber ein außerordentlich artenreiches Mosaik aus Wald, Wiesen und Gewässern.
Er dient als Heimat für über 40 Säugetier- und über 100 Vogelarten, darunter Biber, Eisvögel und sogar die seltene Wildkatze. Für die Bewohner Leipzigs ist der Auwald ein unersetzlicher Naherholungsraum, der mit Wanderwegen, Seen wie dem Auensee und dem angrenzenden Clara-Zetkin-Park vielseitige Freizeitmöglichkeiten bietet und gleichzeitig als natürlicher Klimaregulator und Luftfilter für die Großstadt fungiert.
Auwald-Ader: Die Neue Linie im Connewitzer Holz
Die Neue Linie ist ein zentraler und stark frequentierter Waldweg im südlichen Leipziger Auwald, insbesondere im Bereich des Connewitzer Holzes und des Wildparks. Sie dient als wichtige Achse für Erholungssuchende, Spaziergänger und Radfahrer.
Der Name bezieht sich auf eine historische Gerade im Wald, deren Bedeutung als Verbindungsweg stetig zugenommen hat. Entlang dieser Linie kreuzen mehrere Bäche, darunter die Mühlpleiße. Brücken wie der Mühlholzsteg sind hier essenziell, um die Gewässerläufe zu überqueren und die durchgehende Nutzung der beliebten Route zu gewährleisten. Sie verbindet somit den Stadtteil Connewitz direkt mit dem Herzen der grünen Lunge Leipzigs.

Drehkreuz des Wassertourismus: Die Connewitzer Schleuse
Die Connewitzer Schleuse in Leipzig ist ein zentrales Bauwerk des Wassertourismus, das den Fluss Pleiße staut und die Fahrt in den südlichen Auwald ermöglicht. Sie wurde am Connewitzer Wehr errichtet und im Jahr 2011 im Rahmen des Wassertouristischen Nutzungskonzepts feierlich eröffnet.

Die Schleuse überwindet einen Höhenunterschied von etwa 90 Zentimetern und ist primär für muskelbetriebene Wasserfahrzeuge wie Kanus und Paddelboote konzipiert, wird aber auch von Fahrgastschiffen genutzt. Sie stellt das Bindeglied zwischen den innerstädtischen Wasserstraßen und dem Leipziger Neuseenland über den Floßgraben und den Cospudener See dar.
Als wichtige Infrastruktur des Gewässerverbunds ist die Schleuse saisonal von April bis Oktober in Betrieb, muss jedoch bei extremem Niedrigwasser der Pleiße gelegentlich kurzzeitig außer Betrieb genommen werden, um den sensiblen Naturraum des Auwaldes zu schützen.

