Eine Wanderung rund um den Kochelsee bietet mehr als nur schöne Ausblicke – sie verbindet beeindruckende Landschaften mit stillen Moorwegen, geschichtsträchtigen Felsen und kleinen Überraschungen abseits des Trubels. Mein Startpunkt ist der Bahnhof bzw. Ortskern von Kochel am See.
Der Kochelsee liegt am Rand der Bayerischen Alpen, rund 70 Kilometer südlich von München. Er ist etwa 6 km² groß, bis zu 66 Meter tief und wird von der Loisach durchflossen. Am westlichen Ufer liegt der Ort Kochel am See, am gegenüberliegenden Ende Schlehdorf mit dem bekannten Kloster. Der See ist umgeben von Moorlandschaften, sanften Hügeln und den steilen Hängen des Herzogstands, der als markanter Hausberg über dem Wasser thront. Bekannt ist der Kochelsee nicht nur als Natur- und Wanderziel, sondern auch durch das Schaffen des Künstlers Franz Marc, der hier lebte und malte. Besonders reizvoll ist der See im Frühling und Herbst, wenn sich das Licht auf der Wasseroberfläche spiegelt und die umliegenden Farben besonders intensiv wirken. Zahlreiche Wander- und Radwege, Bootsverleih, Badestellen und das Franz Marc Museum machen den Kochelsee zu einem beliebten Ausflugsziel für Naturfreunde, Ruhesuchende und Kunstliebhaber gleichermaßen.
Die Umrundung des Kochelsees ist eine abwechslungsreiche Wanderung mit einer Gesamtlänge von etwa 12 bis 14 Kilometern, je nach gewählter Route und Abstechern. Die reine Gehzeit liegt bei rund 3,5 bis 4,5 Stunden, wobei mehrere landschaftliche und kulturelle Highlights zu kurzen Pausen einladen. Der Weg ist überwiegend leicht begehbar, teils auf Forstwegen, teils auf schmaleren Pfaden wie dem Felsenweg bei Altjoch. Moderate Anstiege, wie etwa zu den Lainbachfällen oder dem Keltenfelsen, erfordern etwas Trittsicherheit, sind aber auch für geübte Genusswanderer gut machbar. Die Route verläuft größtenteils rund um den See, mit einigen Passagen durch Wald, entlang von Felsen, durch das Kochelsee-Moor und mit herrlichen Ausblicken auf den See und die umliegenden Berge. Festes Schuhwerk, je nach Jahreszeit auch wetterfeste Kleidung, wird empfohlen. Die Tour ist zu jeder Jahreszeit möglich, besonders reizvoll aber im Frühling, Herbst oder an klaren Wintertagen.

Startpunkt: Kochel am See
Kochel am See liegt eingebettet zwischen dem gleichnamigen See und den Voralpen, etwa eine Stunde südlich von München. Der Ort ist ein kleines Juwel für Natur- und Kulturfreunde gleichermaßen. Auf der einen Seite der tiefblaue Kochelsee mit seinem sanft schimmernden Wasser, auf der anderen Seite die steil aufragenden Berge – allen voran der Herzogstand, der als Hausberg über dem Ort wacht.
Kochel ist ein Ort der Gegensätze: wild und still zugleich. Im Sommer zieht der See Schwimmer, Spaziergänger und Ruderer an; im Winter herrscht oft eine fast meditative Ruhe, wenn Nebel über das Wasser zieht und die Berge in Watte gehüllt scheinen.
Doch Kochel ist mehr als nur Natur. Der Ort war Heimat des Expressionisten Franz Marc, der hier Inspiration für viele seiner Werke fand. Im Franz Marc Museum lässt sich nicht nur sein Schaffen entdecken, sondern auch der Blick auf die Landschaft, die ihn so stark prägte.
Rund um Kochel beginnen zahlreiche Wanderwege – zu den Lainbachfällen, durchs Loisachmoor, hinauf zum Satteloder weiter in Richtung Walchensee. Wer es ruhiger mag, spaziert an der Uferpromenade entlang, genießt Kaffee mit Seeblick oder lässt den Tag mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Wasser ausklingen.
Kochel am See ist kein Ort für Eile – sondern für Menschen, die hinschauen, durchatmen und sich ein Stück echte bayerische Landschaft und Seele bewahren wollen.

Von Kochel zu den Lainbachfällen
Die Lainbachfälle befinden sich oberhalb von Kochel am See im bayerischen Voralpenland und sind Teil des Naturschutzgebiets rund um den Herzogstand. Der Wanderweg beginnt am Franz-Marc-Museum oder wahlweise direkt im Ortskern von Kochel. Von dort aus erreicht man die Wasserfälle nach etwa 30 bis 40 Minuten Fußweg auf gut begehbaren Waldpfaden. Die Fälle bestehen aus mehreren Kaskaden, die vom Lainbach gespeist werden – einem klaren Gebirgsbach, der aus dem Gebiet zwischen Herzogstand und Jochberg entspringt. Der Weg ist ganzjährig begehbar, besonders reizvoll sind die Fälle im Frühling nach der Schneeschmelze oder an heißen Sommertagen im Schatten des Waldes. Feste Schuhe sind empfehlenswert, da der Boden bei Nässe rutschig sein kann. Wer möchte, kann die Wanderung verlängern und Richtung Rautberg oder zur Herzogstandbahn weitergehen. Hunde sind erlaubt, sollten aber angeleint sein.
Der Weg führt zunächst sanft bergan durch schattige Waldpfade zu den Lainbachfällen. Das Rauschen des Wassers begleitet den Aufstieg, der sich besonders im Frühjahr und Frühsommer lohnt, wenn der Bach wasserreich ist. Wer mag, legt hier die erste kleine Pause ein und genießt die Kühle des Waldes und die Kraft des Wassers, das sich über moosbedeckte Steine seinen Weg bahnt.
Über Altjoch zum keltischen Felsen und über den Felsenweg nach Schlehdorf
Von den Wasserfällen geht es weiter Richtung Altjoch – einem kleinen, ruhigen Ortsteil oberhalb des Sees. Kurz vor dem Ort ragt linkerhand ein bewaldeter Felsrücken empor. Ein schmaler Pfad führt hinauf zum sogenannten Keltensitz: einem markanten Felsen, von dem man nicht nur einen wunderschönen Blick über den See hat, sondern auch an einen Ort kommt, an dem sich einst eine keltische Siedlung befand. Tafeln vor Ort erzählen von der historischen Bedeutung und geben einen kurzen Einblick in die frühe Besiedlung der Region. Ein kurzer Abstecher, der sich lohnt – nicht nur wegen des Panoramas.
Die Hohe Birg ist ein bewaldeter Felsrücken oberhalb des Kochelsees, zwischen dem heutigen Kochel und dem Ortsteil Altjoch gelegen. Auf den ersten Blick wirkt der Ort wie ein ruhiger Aussichtspunkt inmitten der Natur – doch er trägt Spuren aus einer längst vergangenen Zeit. Archäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich hier einst eine keltische Höhensiedlung befand, vermutlich in der späten Bronzezeit oder frühen Eisenzeit. Die strategische Lage der Hohen Birg war für die damaligen Siedler ideal: Der Felsen liegt gut geschützt und bietet gleichzeitig einen hervorragenden Blick über den Kochelsee, die angrenzenden Moore und die Übergänge ins Alpenvorland. Auf dem Plateau wurden Reste von Befestigungen sowie Hinweise auf dauerhafte Besiedlung gefunden. Solche Höhensiedlungen dienten den Kelten oft nicht nur als Wohnorte, sondern auch als Rückzugs- und Kultstätten. Obwohl heute keine sichtbaren Mauern oder Gebäude mehr erhalten sind, strahlt der Ort eine spürbare Ursprünglichkeit aus. Wer den schmalen, unscheinbaren Pfad hinauf zur Hohen Birg nimmt, wandelt auf alten Spuren, die in keiner offiziellen Wanderkarte hervorgehoben werden. Und genau das macht den Reiz dieses Ortes aus: Man steht dort, wo vor über zweitausend Jahren Menschen lebten, Ausschau hielten, vielleicht sogar Rituale feierten – mit dem gleichen Blick auf See und Berge wie heute.
Zurück auf dem Hauptweg führt die Wanderung nun auf dem Felsenweg weiter – ein schmaler, leicht hügeliger Pfad mit schönen Blicken hinunter auf das Wasser. Der Weg endet schließlich in Schlehdorf, wo sich eine Rast anbietet. Im kleinen Ortskern laden Gasthäuser oder die Klosterwirtschaft zu einer Brotzeit ein. Wer mag, besucht die historische Klosterkirche Schlehdorf oder setzt sich einfach ans Seeufer und beobachtet die Spiegelung der Berge im Wasser.
Aufenthalt in Schlehdorf
Am westlichen Ufer des Kochelsees, dort wo das flache Land in den See übergeht und die Moore beginnen, liegt das kleine Dorf Schlehdorf. Es ist ruhig, bodenständig und umgeben von einer Landschaft, die sich zwischen Wasser, Bergen und Himmel entfaltet.
Schlehdorf gehört zu den ältesten Siedlungen in der Region und ist vor allem bekannt durch das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift, dessen barocke Klosterkirche noch heute das Ortsbild prägt. Das massive Gebäudeensemble erzählt von Jahrhunderten klösterlicher Geschichte – heute beherbergt es eine ökologische Lebensgemeinschaft mit Gästehaus, Landwirtschaft und Seminarbetrieb.
Der Ortskern selbst ist klein, charmant und typisch oberbayerisch. Hier geht es ruhig zu, die Straßen sind gesäumt von alten Bauernhäusern, kleinen Cafés und einem Gasthaus, das sich gut für eine Einkehr eignet – vor allem nach einer Wanderung oder Radtour rund um den See.
Von Schlehdorf aus bietet sich ein freier Blick auf den gesamten Kochelsee, den Herzogstand im Osten und die weite Moorlandschaft im Westen. Besonders in den frühen Morgen- oder Abendstunden ist die Stimmung hier magisch – mit Nebelschwaden über dem Wasser und Bergsilhouetten im Gegenlicht.
Durchs Moor zurück nach Kochel
Frisch gestärkt geht es weiter – nun deutlich flacher – entlang der Straße durch die Kochelsee-Loisachmoore zurück in Richtung Kochel. Die Moorlandschaft, durchzogen von kleinen Wasserläufen, bietet weite Ausblicke auf das Alpenvorland und ist ein geschütztes Naturgebiet mit reicher Flora und Vogelwelt. Ein Holzsteg und mehrere Infotafeln machen diesen Abschnitt auch landschaftlich spannend. Schließlich erreicht man wieder den Ortsrand von Kochel – und den Ausgangspunkt dieser abwechslungsreichen Runde.
Die Kochelseemoore, auch bekannt als Loisach-Kochelseemoor, erstrecken sich westlich des Kochelsees zwischen den Orten Kochel am See und Schlehdorf. Es handelt sich um eines der größten zusammenhängenden Moorgebiete im bayerischen Alpenvorland. Entstanden sind die Moore nach der letzten Eiszeit, als sich Schmelzwasser- und Sedimentmassen am Rand des zurückweichenden Kochelseegletschers ablagerten. Heute besteht das Gebiet aus Hoch- und Niedermoorflächen, kleinen Bächen, Schilfzonen und extensiv genutztem Grünland. Das Moor ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch ökologisch bedeutsam: Es bietet seltenen Tier- und Pflanzenarten wie dem Sonnentau, der Bekassine oder der Kreuzotter einen geschützten Lebensraum. Zahlreiche Wander- und Radwegedurchqueren das Gebiet, unter anderem ein gut ausgebauter Abschnitt des Kochelsee-Rundwegs. Besonders stimmungsvoll sind die Moore in den frühen Morgenstunden, wenn sich Nebelschwaden über die weiten Flächen legen und die umliegenden Berge im Hintergrund aufragen.