Usedom: NSG Peenemünder Haken (24.08.23)

Der Peenemünder Haken ist ein international bedeutendes Naturschutzgebiet und zugleich ein Ort von großer historischer Schwere an der Nordspitze Usedoms. Das Schutzgebiet gilt international als wichtiger Rastplatz für Tausende von Zugvögeln, das sich durch eine einzigartige Kombination aus Flachwasserbereichen, Salzwiesen und Küstendünen auszeichnet.

Diese Wildnis verdankt ihren Erhalt jedoch ironischerweise ihrer düsteren Vergangenheit: Während des Zweiten Weltkriegs war das Gelände der Standort der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Die dortige Entwicklung der V2-Rakete durch Zwangsarbeit hat das Gebiet zu einer historisch belasteten Denkmal-Landschaft gemacht.

Bis heute sind weite Teile des Hakens munitionsbelastetund daher für die Öffentlichkeit gesperrt, was die ungestörte Entwicklung der Natur weiter fördert. Besucher können die Faszination dieses Kontrasts nur auf ausgewiesenen Wegen oder im Rahmen geführter Touren erleben.


Nationales Naturerbe und Kriegslandschaft: Die Kiefernwälder von Peenemünde

Die Kiefernwaldzone ist ein prägendes und historisch bedeutsames Element der Landschaft am Peenemünder Haken.

Charakteristik der Kiefernwälder

Die Wälder auf dem Peenemünder Haken sind größtenteils Kiefernwälder, die auf den sandigen Böden der Küstenregion gedeihen. Sie bilden eine wesentliche Schutz- und Pufferzone des Naturschutzgebietes.

  • Dünenkiefernwälder: Besonders auf den Inseln und Strandwällen, wie der Insel Ruden, findet man gepflanzte Dünenkiefernwälder. Diese dienen dem Küstenschutz und der Festigung der relativ jungen Sandböden und Dünen.
  • Mischwald-Bereiche: In feuchteren oder geschützteren Lagen im südlichen und landeinwärts gerichteten Teil des Hakens gehen die reinen Kiefernwälder in feuchte Mischwaldbereiche über, die auch Eichen und Birken enthalten können.
  • Historischer „Hudewald“: Auf der Halbinsel Struck existiert ein historisch bedeutsamer Birken-Eichenwald, der als Hudewald (durch Beweidung geformter Wald) geführt wird.

Bedeutung in der „Denkmal-Landschaft“

Der Kiefernwald rund um den Peenemünder Haken hat eine doppelte Bedeutung:

  1. Naturschutz: Die Wälder bieten störungsarme Rückzugsgebiete für Wildtiere, darunter Seeadler. Die Bäume schützen die seltenen Biotope wie die Dünentäler und Trockenrasen.
  2. Historie: Während der Zeit der Heeresversuchsanstalt Peenemünde (V2-Entwicklung) spielte der dichte Kiefernwald eine wichtige Rolle. Er diente als Tarnung für die ausgedehnten militärischen Anlagen und Gebäude (wie z. B. messtechnische Überwachungsstellen und Bunker) und half, den Komplex vor feindlicher Aufklärung zu verbergen. Die Überreste der militärischen Bauten sind oft tief in der Kiefernwaldzone verborgen.

Auf den öffentlich zugänglichen Rundwegen können Besucher durch diese Wälder wandern und dabei die Ruinen und die geschützte Natur in ihrer einzigartigen Symbiose erleben.