Tegernsee & Schliersee: Neureuth mit Gindelalmschneid (16.11.24)

Mitte November, wenn der goldene Herbst in die kühle Ruhe des Vorwinters übergeht, wirkt der Tegernsee besonders still. Die meisten Touristen sind weg, das Laub ist gefallen, und auf den Höhenwegen liegt bereits der erste Frost. Genau die richtige Zeit für eine Wanderung zur Neureuth-Hütte – mit Weiterweg zur Gindelalmschneid.

Die Rundwanderung von Lieberhof über Neureuth zur Gindelalmschneid ist etwa 10 bis 11 Kilometer lang und hat rund 600 Höhenmeter im Auf- und Abstieg. Reine Gehzeit: ca. 3,5 bis 4 Stunden. Der Weg ist auch im Spätherbst gut begehbar – feste Schuhe und ggf. Grödel bei Vereisung sind empfehlenswert. Die Neureuth-Hütte ist in der Wintersaison teilweise geschlossen, öffnet aber an Wochenenden (je nach Wetterlage). Die Tour ist familienfreundlich, aussichtsreich und besonders reizvoll in der stillen Jahreszeit, wenn sich das Tal zur Ruhe legt.


Neureuth & Gindelalmschneid – Spätherbst über dem Tegernsee

Start am Lieberhof – Aufstieg zur Neureuth

Ausgangspunkt meiner Tour war der Parkplatz oberhalb von Tegernsee, nahe dem Lieberhof, der auch selbst ein schönes Einkehrziel ist. Von dort führt ein gut ausgebauter Forstweg in angenehmer Steigung durch den Wald hinauf zur Neureuth-Hütte. Nach rund 1 Stunde erreichte ich die Lichtung – der Blick zurück über den See war trotz Novemberlicht klar und weit.

Die Hütte war – typisch für die Nebensaison – geschlossen, doch genau das machte die Stimmung besonders. Keine Stimmen, keine Bedienung, kein Trubel. Nur eine Holzbank, kalte klare Luft und das Licht der tief stehenden Sonne, das die umliegenden Gipfel in sanftes Orange tauchte.

Weiter zur Gindelalmschneid

Von der Hütte ging es weiter Richtung Gindelalm, ein sanfter Höhenweg, der bei leichtem Schneestaub ein bisschen an norwegische Fjell-Landschaft erinnerte. Die Bäume wurden lichter, und bald erreichte ich den höchsten Punkt der Tour: die Gindelalmschneid (1.335 m). Der Ausblick reicht von dort über den Tegernsee hinweg bis zum Wendelstein, an klaren Tagen sogar bis zur Zugspitze.

Die Stille auf dem Grat war beeindruckend. Kein Wind, kein Geräusch – nur der eigene Atem und das leise Knirschen des Pfads unter den Schuhen.

Rückweg mit Weitblick

Zurück ging es auf dem gleichen Weg – mit immer neuen Blickwinkeln aufs Tal und den See, der sich am Mittag in tiefes Blau färbte.


Morgenstunden am Tegernsee

Es ist früher Morgen, Mitte Herbst. Der erste Frost glitzert noch auf den Wiesen, während der Atem kleine Wölkchen in die klare Luft malt. Ich stehe oberhalb von Tegernsee, am Lieberhof, und blicke hinunter auf den still daliegenden See, der wie ein Spiegel das frühe Licht aufnimmt. Der Himmel ist tiefblau, wolkenlos – einer dieser Tage, die schon beim ersten Blick ein Versprechen in sich tragen.

Der Blick geht nach Osten: Über dem See erheben sich die ersten Sonnenstrahlen hinter den Kampen, die scharf gezeichnet in den Tag hineinragen. Kein Laut, kein Wind – nur das leise Knirschen des gefrorenen Bodens unter den Schuhen. Die Landschaft liegt in stiller Spannung, als würde sie selbst den Atem anhalten.

Wende ich mich nach Süden, öffnet sich der Blick ins Weißachtal – weit, ruhig, fast vergessen. Im Hintergrund zeichnen sich die Blauberge ab, in pastelligen Herbstfarben und mit leichtem Reif überzogen. Das Licht ist klar, die Konturen scharf, und doch liegt über allem eine Weichheit, wie man sie nur an kalten, sonnigen Herbstmorgen erlebt.

Es sind genau diese Momente, die den Tegernsee auch abseits des Trubels so besonders machen. Kein Gipfel, kein Aufstieg – nur ein stiller Ort, ein weiter Blick, und ein Gefühl von tiefem Ankommen.


Neureuth (1264 m) – Der Klassiker über dem Tegernsee

Die Neureuth ist einer der beliebtesten Aussichtspunkte im Tegernseer Tal – und das aus gutem Grund: Sie ist sowohl im Sommer als auch im Winter gut erreichbar, bietet einen traumhaften Blick über den Tegernsee und ist mit der Neureuth-Hütte auch ein lohnendes Ziel für eine gemütliche Einkehr.

Der klassische Aufstieg beginnt beim Lieberhof oberhalb von Tegernsee oder direkt im Ort. In rund 60 bis 75 Minutenerreicht man auf einem gut ausgebauten Forstweg die auf etwa 1.260 Metern gelegene Hütte. Der Weg ist auch bei Schnee gut machbar und damit ein beliebter Ganzjahresklassiker – zu Fuß oder im Winter auch mit Schlitten.

Oben angekommen öffnet sich der Blick weit über den Tegernsee, die umliegenden Orte und bei klarer Sicht bis in die Zentralalpen. Besonders im Spätherbst und Winter entfaltet die Neureuth eine besondere Ruhe – wenn der Trubel des Sommers vergangen ist und die tief stehende Sonne das Tal in weiches Licht taucht.

Die Neureuth-Hütte ist ganzjährig bewirtschaftet (Montag Ruhetag) und bietet bayerische Küche mit Aussicht – von Kaspressknödel bis Germknödel. Wer noch weiter wandern möchte, kann die Tour zur Gindelalm oder sogar bis zur Gindelalmschneid verlängern.


Gindelalmschneid (1335 m) – Stiller Grat mit großem Panorama

Die Gindelalmschneid ist mit 1.335 Metern zwar kein spektakulärer Gipfel, aber einer der schönsten Panoramapunkte über dem Tegernsee – vor allem, wenn man die Stille sucht. Der langgezogene, sanft gewölbte Höhenrücken liegt zwischen Tegernsee und Schliersee und ist über mehrere Wege erreichbar, am beliebtesten über die Neureuth-Hütte oder die Gindelalm.

Der Weg vom Lieberhof über Neureuth zur Gindelalmschneid ist ein echter Genussanstieg: leicht, abwechslungsreich und mit weiten Ausblicken auf das Alpenvorland und die höheren Gipfel im Süden. Gerade im Spätherbst oder Winterliegt hier oft schon der erste Schnee, während die umliegenden Täler noch grün sind. Das Licht ist weich, die Landschaft ruhig – perfekte Bedingungen für eine stille Bergwanderung ohne viel Trubel.

Der kleine Gipfel selbst ist eher unscheinbar – ein grasiger Rücken, ein Holzkreuz, ein paar Steine zum Sitzen. Doch der Blick schweift weit: vom Wendelstein über das Isartal bis zu den Spitzen des Karwendels und an klaren Tagen sogar bis zur Zugspitze.

Die Gindelalmen (drei bewirtschaftete Almen unterhalb des Gipfels) sind in den Sommermonaten beliebte Einkehrorte – in der Nebensaison meist still und verlassen, was die Stimmung fast meditativ macht.