Dolomiten: Rifugio Berti & Sentinella-Scharte (20.08/21.08.24)

Diese Mehrtagestour durch das südliche Popera-Massiv gehört zu den eindrucksvollsten Unternehmungen, die man im östlichen Dolomitenbogen erleben kann. Bereits der Startpunkt am Kreuzbergpass lässt erahnen, welche landschaftliche Dramatik sich zwischen Felsgraten, Kesseln und vergessenen Pfaden entfalten wird. Der Aufstieg zur Rifugio Berti führt hinein in eine stille, steinige Welt, die sich mit jedem Schritt vom Alltagslärm entfernt.

Hinter der Hütte beginnt das wahre Abenteuer: Die Forcella Pian della Biscia eröffnet den Zugang zur abgeschiedenen, fast mystisch wirkenden Cima Colesei, auch als Arzalpenkopf bekannt – erreichbar über eine kurze, aber anspruchsvolle Ferrata. Dahinter senkt sich das Gelände in den geheimnisvollen Vallone Popera, eingerahmt von schroffen Gipfeln, kargen Wänden und Spuren des Gebirgskriegs.

Der Weiterweg über das Belvedere Creston Popera ist ein Panorama-Traum, der in seiner Einsamkeit an frühere Zeiten erinnert – eine Szenerie zwischen wilder Dolomitenästhetik und alpiner Abgeschiedenheit. Die Rückkehr zur Rifugio Berti und der Aufstieg zum Lago di Popera führen schließlich in eine stille, fast sakrale Landschaft, bevor der finale Pfad hinauf zur Sentinella-Scharte noch einmal all die Kraft und Konzentration fordert, die diese Bergwelt verlangt – und belohnt.

Diese Tour ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine Reise in die Seele der Dolomiten. Wild, fordernd und wunderschön.


Startpunkt Kreuzbergpass – Wanderung zur Rifugio Berti

Der Kreuzbergpass (Passo Monte Croce di Comelico) auf 1.636 m ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen in den südöstlichen Dolomiten – so auch zur Rifugio Berti. Vom Pass aus führt ein abwechslungsreicher Steig durch lichte Lärchenwälder, alpine Matten und zunehmend felsigeres Gelände, stets begleitet vom eindrucksvollen Panorama der Sextner und Comelico-Dolomiten.

Zunächst folgt man dem gut markierten Weg Nr. 124, der sich sanft ansteigend durch das grüne Val Grande zieht. Mit jeder Höhenstufe öffnet sich der Blick auf die wilden Felsformationen der Croda dei Toni, bevor die Szenerie zunehmend alpiner wird. Der letzte Abschnitt führt über Geröllfelder und schroffe Steige zur malerisch gelegenen Rifugio Berti auf 1.950 m, die sich spektakulär unterhalb steiler Dolomitenwände schmiegt.

Die Wanderung dauert etwa 1,5 bis 2 Stunden, ist technisch unschwierig, erfordert jedoch Trittsicherheit und etwas Kondition. Besonders lohnend ist sie in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag, wenn das Licht die Felswände zum Leuchten bringt – ein echter Geheimtipp für Genießer und Bergliebhaber.


Wilde Stille zwischen Kreuzbergpass und Forcella Pian della Biscia

Diese anspruchsvolle, stille Bergwanderung beginnt am Kreuzbergpass (Passo Monte Croce di Comelico), der die Grenze zwischen Südtirol und der Provinz Belluno markiert. Bereits hier eröffnet sich der Blick auf das wilde, zerklüftete Dolomitenmassiv der Croda dei Toni und das weitläufige Val Grande – eine Szenerie, die zugleich ein Versprechen und eine Einladung ist.

Der Weg führt zunächst über wenig begangene Pfade ins Val Grande, vorbei am geheimnisvoll gelegenen Lago dell’Orso – einem kleinen, sumpfigen Bergsee, der zwischen Latschenfeldern und Wiesen liegt. Es ist ein stiller Ort, den kaum jemand besucht.

Weiter geht es zur Stalla dei Colesei, einer einsamen Almfläche mit teils verfallenen Unterständen und weiten Blicken in das Kar unterhalb der Cadini-Zacken. Ab hier wird der Weg zunehmend alpiner und verläuft teilweise weglos über Schuttfelder, alte Schafpfade und durch steiles Gelände hinauf zur Forcella Pian della Biscia (2.118 m). Diese enge, felsgerahmte Scharte ist ein Tor in die absolute Abgeschiedenheit – mit dramatischen Ausblicken auf das Massiv der Croda dei Toni und die wilden Zacken des Cadin di Bagni.

Die Landschaft wirkt archaisch: Schroff, leer, wunderschön. Kein Handyempfang, kein Lärm, nur Wind, Stein und Licht. Wer diese Tour unternimmt, sucht keine Einkehr, sondern das Echte – und wird genau das finden.


Forcella Pian della Biscia – Einsamer Übergang in den Dolomiten

Die Forcella Pian della Biscia (2.118 m) ist ein wenig begangener, landschaftlich eindrucksvoller Übergang im südöstlichen Teil der Sextner Dolomiten. Sie liegt zwischen der Cima Bagni und dem Massiv der Croda dei Toni, eingebettet in eine wilde Felslandschaft fernab der Touristenströme.

Der Übergang verbindet das Val Grande mit dem Cadin di Bagni und ist nur über alpines, teils wegloses Geländeerreichbar. Wer diesen abgelegenen Punkt ansteuert, sollte über Erfahrung im hochalpinen Gelände, Trittsicherheit und Orientierungssinn verfügen. Der Lohn: absolute Ruhe, dramatische Dolomitenpanoramen und ein eindrucksvolles Gefühl der Abgeschiedenheit.

Die Forcella selbst bietet einen herrlichen Blick auf die wilden Cadini-Zacken, die südlich gelegene Croda dei Toni und die felsumrahmte Hochebene des Pian della Biscia. Besonders stimmungsvoll zeigt sich dieser Ort bei wechselhaftem Licht, wenn Nebel und Sonne ein mystisches Schauspiel über die steilen Dolomitenflanken legen.

Ein Ort für Abenteurer, Fotografen und stille Genießer – und ein echtes Highlight abseits der bekannten Pfade.


Cima Colesei (Arzalpenkopf) – Einsamer Dolomitengipfel mit alpiner Ferrata zur Vallone Popera

Die Cima Colesei (2.421 m), auch als Arzalpenkopf bekannt, ist ein markanter Dolomitengipfel im Herzen der Sextner Dolomiten, der sich nur über alpines, teils ausgesetztes Gelände erreichen lässt. Die Tour startet von der Forcella Pian della Biscia und folgt einer alpinen Route mit Ferrata-Charakter – wenig frequentiert, aber beeindruckend in jeder Hinsicht.

Nach dem Einstieg an der Scharte führt die Route über steil aufragende Felsbänderschmale Traversen und durch steil abfallende Dolinen Richtung Gipfelaufbau. Drahtseile und Klammern helfen an den neuralgischen Punkten – doch Vorsicht: Diese Ferrata ist nicht durchgehend versichert und verlangt Kletterfertigkeit im I–II. Grad, absolute TrittsicherheitSchwindelfreiheit und Erfahrung im weglosen Gelände. Die Orientierung erfolgt nach Steinmännern und gelegentlichen Markierungen – ein echtes Dolomiten-Abenteuer.

Der Gipfel der Cima Colesei belohnt mit einer grandiosen Aussicht auf die Vallone Popera, die wilden Zacken der Croda dei Toni und die schroffen Grate der Cadini-Gruppe. Einsamkeit ist hier garantiert – ebenso wie das Gefühl, wirklich „draußen“ zu sein.

Der Abstieg erfolgt steil und technisch anspruchsvoll hinab in die Vallone Popera, ein karstartiges Hochbecken mit Geröllfeldern, Felsblöcken und weitem Horizont. Hier fühlt man sich der Urlandschaft der Dolomiten besonders nah.

Diese Tour ist nur erfahrenen Alpinisten mit entsprechender Ausrüstung zu empfehlen. Doch wer sie wagt, erlebt eine der einsamsten und eindrucksvollsten Routen im östlichen Dolomitenbogen – wild, ursprünglich und zutiefst eindrucksvoll.


Durch die Vallone Popera – von der Cima Colesei über das Belvedere zum Rifugio Berti

Nach dem anspruchsvollen Abstieg von der Cima Colesei öffnet sich mit der Vallone Popera ein eindrucksvolles, karstartiges Hochkar – ein stilles, steiniges Becken, das von den schroffen Felswänden der Sextner Dolomiten umrahmt wird. Diese raue Landschaft ist nicht nur geologisch faszinierend, sondern auch ein Ort stiller Größe: Weite Geröllfelder, vereinzelt Schneefelder bis in den Spätsommer, und eine beinahe mondartige Atmosphäre machen die Durchquerung zu einem besonderen Erlebnis.

Von hier folgt der Steig dem Weg Richtung Belvedere – ein treffend benannter Aussichtspunkt, der bei klarem Wetter atemberaubende Tiefblicke ins Tal und bis zur Cadini-Gruppe und Croda dei Toni eröffnet. Der Pfad verläuft in ständigem Auf und Ab, quert Felsbänder, Geröllfelder und zieht sich aussichtsreich durch die Südseite des Creston Popera, eines markanten Rückens zwischen Vallone und Berti-Hütte.

Die Umgebung ist durchzogen von historischen Relikten: Alte Kriegsstellungen, verfallene Pfade und eingestürzte Stellungen zeugen vom Frontverlauf des Ersten Weltkriegs, der in diesen Höhenlagen erbarmungslos tobte. Wer achtsam unterwegs ist, entdeckt immer wieder stumme Spuren dieser Vergangenheit.

Nach einer letzten Querung unterhalb der schroffen Wände des Monte Popera erreicht man schließlich die inmitten eines Almkessels gelegene Rifugio Berti (1.950 m). Eingebettet zwischen Latschen, Schotter und Dolomitwänden bietet die Hütte nicht nur eine willkommene Einkehrmöglichkeit, sondern auch den perfekten Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen im Popera-Massiv.

Die gesamte Etappe verlangt alpine Erfahrung, Orientierungssinn und gutes Schuhwerk. Wer sich darauf einlässt, wird mit absoluter Einsamkeitgroßartiger Natur und einem Panorama der Extraklasse belohnt – eine Etappe, die im Gedächtnis bleibt.


Rifugio Berti – Authentische Dolomitenhütte in grandioser Lage

Das Rifugio Antonio Berti liegt auf 1.950 m inmitten der wilden Dolomiti di Popera bei Auronzo di Cadore, am Fuß der bizarren Felsformationen von Croda dei Toni und Cima Bagni. Die Hütte wurde zu Ehren des Alpinisten Antonio Berti errichtet und ist heute ein beliebter Stützpunkt für Bergsteiger und Wanderer, die den östlichen Teil der Dolomiten erkunden möchten.

Mit ihrer urigen Atmosphäre, dem typisch italienischen Hüttencharme und einer spektakulären Bergkulisse bietet die Berti-Hütte ideale Voraussetzungen für Mehrtagestouren, etwa über den anspruchsvollen Sentiero degli Alpini oder zur benachbarten Zsigmondyhütte. Auch als Tagesziel ist sie lohnend – besonders für Naturgenießer, die das abgelegene, stille Ambiente abseits touristischer Massen schätzen.

Im Sommer bewirtschaftet, mit einfachen Schlaflagern und guter Küche, vermittelt das Rifugio Berti authentisches Dolomitengefühl – rau, herzlich und beeindruckend schön.


Aufstieg von der Rifugio Berti zum Lago di Popera – ein stilles Juwel im Dolomitenfels

Von der urigen Rifugio Berti, die geschützt in einem weiten Kessel unterhalb des Monte Popera liegt, führt ein idyllischer Steig hinauf zum Lago di Popera – einem kleinen, türkisgrün schimmernden Bergsee, der wie ein vergessenes Juwel zwischen den steilen Flanken der Dolomiten eingebettet ist.

Der Weg beginnt auf gutem Steig und schlängelt sich zunächst durch flachere Almwiesen, bevor das Gelände felsiger und steiniger wird. Umgeben von Latschen und zerklüftetem Dolomitgestein steigt man stetig an – nie zu steil, aber immer begleitet von der rauen Schönheit der umliegenden Berge.

Nach etwa 45 Minuten bis einer Stunde Gehzeit eröffnet sich auf rund 2.300 Metern Höhe ein zauberhafter Anblick: Der Lago di Popera, glasklar und spiegelnd, ruht wie ein stiller Spiegel unterhalb der Nordflanke des Monte Popera. Je nach Jahreszeit ist er von Schneefeldern eingerahmt oder von zartem Almgrün umgeben – immer aber liegt eine gewisse Entrücktheit über diesem Ort, als würde hier die Zeit stillstehen.

Der See ist nicht groß, aber landschaftlich eindrucksvoll – mit Blicken auf die umliegenden Gipfel, darunter Croda Rossa di SestoMonte Popera und Creste Zsigmondy. Besonders in den Morgenstunden oder kurz vor Sonnenuntergang verleiht das Licht dem Wasser eine magische Tiefe.

Ein idealer Ort zum Rasten, Innehalten und Staunen – bevor es zurück zur Hütte oder weiter zu einer der benachbarten Scharten und Übergänge im Popera-Massiv geht.


Weiterweg zur Sentinella-Scharte – durch das raue Herz des Popera-Massivs

Wer vom stillen Lago di Popera noch weiter in die hochalpine Welt der Dolomiten vordringen möchte, folgt dem Steig zur Sentinella-Scharte (Forcella della Sentinella) – einem beeindruckenden Übergang, der einst auch militärisch von Bedeutung war und heute zu den dramatischsten Passagen im Popera-Gebiet zählt.

Vom See aus führt der Pfad zunächst noch sanft ansteigend durch eine karge, steinübersäte Hochfläche. Bald jedoch beginnt der Weg an Ernst zu gewinnen: Das Gelände wird steiler, schroffer und zunehmend ausgesetzter. Einzelne Drahtseilversicherungen helfen bei der sicheren Passage der anspruchsvolleren Passagen – Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unbedingt erforderlich.

Der Steig zieht sich in Kehren durch die von Fels und Schutt dominierte Nordflanke, oft durchzogen von losem Gestein und Schneefeldern, die sich bis in den Sommer hinein halten können. Die Landschaft wirkt archaisch und abweisend – ein eindrückliches Zeugnis der Urkräfte, die diese Dolomitenwelt formten.

Mit jedem Schritt rückt die markante Scharte näher: ein schmaler Einschnitt zwischen dem Croda Rossa di Sesto und dem Monte Popera, wie ein Tor in eine andere Welt. Auf rund 2.717 Metern Höhe öffnet sich schließlich der Blick hinab ins Hochland von Sesto – ein weiter, tiefer Einblick in die Gebirgslandschaft zwischen Südtirol und Venetien.

Die Sentinella-Scharte war einst ein strategisch wichtiger Punkt an der Frontlinie im Ersten Weltkrieg. Noch heute lassen sich Überreste alter Stellungen, Schützengräben und Wege entdecken – stumme Zeugen einer dunklen Vergangenheit inmitten dieser heute so stillen Kulisse.

Der Übergang eignet sich für erfahrene Bergwanderer, die das Ursprüngliche und das Einsame suchen – und belohnt mit einem überwältigenden Panorama sowie der Gewissheit, in einer der wildesten Ecken der Sextner Dolomiten unterwegs zu sein.