Chiemgau: Samerberg – Dandlbergalm – Törwang (04.01.24)

Es ist Januar – und doch liegt Frühling in der Luft. Kein Schnee, keine Stille wie sonst um diese Zeit, sondern milde Temperaturen, trockene Wege und Licht, das weich über den Hängen steht. Wir starten in Steinkirchen, oberhalb von Frasdorf, wo die kleinen Bauernhöfe im Morgenlicht dampfen und der Horizont schon weit wirkt.

Der Weg führt über weite Wiesen und lichte Waldstücke – der Boden ist feucht, aber nicht gefroren, und an geschützten Stellen blühen sogar erste Haselkätzchen. Es fühlt sich an, als würde der Winter kurz Pause machen, um Platz zu schaffen für einen Vorgeschmack auf den Frühling.

Ziel der Tour ist der Samberg, ein sanfter Aussichtspunkt über dem Inntal. Auf halber Strecke lädt die Dandlbergalm zur Rast – auch an diesem ungewöhnlich warmen Januartag geöffnet, mit Terrasse und weiter Sicht über das Land. Statt klirrender Kälte gibt es Sonne im Gesicht, dampfenden Kaffee und das Gefühl, dass man mitten im Übergang unterwegs ist: nicht mehr richtig Winter, noch nicht ganz Frühling – aber genau richtig.

Der Blick vom Samberg ist klar und weit: das Inntal im Dunst, der Kaiser im Licht, und über allem liegt eine Ruhe, wie man sie nur an Tagen kennt, an denen die Jahreszeiten kurz miteinander sprechen.


Steinkirchen – Still, sonnig, am Rand der Berge

Steinkirchen ist kein Ort, der sich in den Vordergrund drängt. Ein kleiner Weiler oberhalb von Frasdorf, umgeben von sanften Hängen, Streuobstwiesen, alten Höfen und einem weiten Blick Richtung Inntal. Wer hierher kommt, ist bereits ein Stück weg vom Alltag – und ganz nah dran an der Ruhe, nach der man oft sucht.

Gerade an einem ungewöhnlich milden Januartag wirkt Steinkirchen wie aus der Zeit gefallen: die Dächer tauen in der Morgensonne, Vögel singen, der Horizont ist klar, und der Übergang von Dorf zu Natur passiert fast unmerklich. Hier beginnt die Wanderung zum Samberg, aber eigentlich beginnt sie schon früher – mit dem Ankommen in der Stille, im Licht, im langsamen Atem dieses kleinen Ortes.

Die Wege ab Steinkirchen sind vielfältig, aber nie überlaufen. Ob zur Dandlbergalm, zum Samberg, über den Höhenweg Richtung Frasdorfer Hütte – von hier aus lassen sich leichte bis mittlere Touren unternehmen, die Naturerlebnis mit weitem Blick und echter Bodenständigkeit verbinden.


Dandlbergalm – Aussicht, Almleben und ein Gefühl von Ankommen

Auf halber Höhe zwischen Tal und Gipfel liegt sie da – wie gemalt, mit weitem Blick ins Inntal, auf Wiesen, Wald und sanft geschwungene Voralpen: die Dandlbergalm, oberhalb von Frasdorf am Rand der Chiemgauer Alpen. Wer hierher wandert, spürt schnell: Das Ziel ist nicht spektakulär – es ist ehrlich, ruhig, wunderbar bodenständig.

Die Alm liegt auf rund 950 Metern Höhe, eingebettet in eine sonnige Lichtung unterhalb des Gederer Wands. Von Frasdorf oder Hohenaschau ist sie auf verschiedenen Wegen in etwa 1–1,5 Stunden erreichbar – vorbei an Almwiesen, durch Mischwald und über freie Hänge. Schon der Weg ist eine Einladung zum Durchatmen.

Oben erwartet einen eine urige Almhütte mit Brotzeit, Kuchen, Getränken und Herzlichkeit. Wer draußen sitzt, sieht weit ins Land – über das Inntal, bis in den Kaiserwinkl, bei klarer Sicht sogar bis zu den Hohen Tauern. Und wer früh oder abends kommt, hat oft das Gefühl, ein kleines Stück Heimat für sich allein zu haben.

Die Dandlbergalm ist nicht hoch, nicht dramatisch – aber sie ist ein Ort, an dem man bleiben möchte, bevor man weitergeht.


Törwang – Aussichtsort mit Seele am Samerberg

Törwang liegt auf einem sonnigen Höhenrücken im Samerberger Hochtal und ist so etwas wie das Herz des Samerbergs – ruhig, charmant, mit weiter Aussicht und dem Gefühl, dass die Zeit hier ein wenig langsamer vergeht. Der Ort ist kein touristischer Hotspot, sondern ein gepflegtes, gewachsenes Dorf, umgeben von sattem Grün, bewaldeten Hängen und Bergen, die sich wie ein natürlicher Schutzring darum legen.

Besonders schön zeigt sich Törwang an klaren Tagen, wenn die Sicht weit ins Inntal reicht und bei Föhn sogar die Zacken des Kaisergebirges zum Greifen nah scheinen. Die barocke Pfarrkirche St. Peter mit ihrem Zwiebelturm dominiert das Ortsbild und unterstreicht die ruhige Würde, die der Ort ausstrahlt.

Wer hier losgeht, hat zahlreiche Möglichkeiten: zur Dandlbergalm, zum Samberg, auf den Hochries oder über Almwege Richtung Frasdorf. Und wer bleibt, findet Cafés mit Aussicht, stille Bänke, alte Linden und eine Landschaft, die nicht auftrumpft – sondern einlädt.


Obereck-Kapelle – Ein stiller Ort mit weitem Blick

Manchmal liegt das Besondere abseits des Weges – auf einer kleinen Anhöhe, zwischen Wiesen und Wald, wo der Blick weit übers Land reicht. Die Obereck-Kapelle ist genau so ein Ort. Oberhalb von Törwang, eingebettet in sanfte Hänge des Samerbergs, steht sie ganz für sich – schlicht, weiß getüncht, mit einem kleinen Glockenhäuschen und einer Bank davor, die zum Verweilen einlädt.

Die Kapelle ist kein großes Ziel, sondern ein Zwischenmoment: ruhig, andächtig, ohne Pathos. Wer hier sitzt, sieht über das weite Tal, zum Inntal hinunter und bis weit hinein ins Kaisergebirge. Besonders an klaren Tagen ist das Licht hier weich, fast golden – ein Ort, an dem der Wind Geschichten erzählt und das Herz zur Ruhe kommt.

Erreichbar ist die Obereck-Kapelle über einfache Almwege von Törwang, Steinkirchen oder von der Dandlbergalm aus. Sie liegt etwas abseits der Hauptwanderwege und ist deshalb oft menschenleer – ideal für eine stille Rast, einen bewussten Moment oder einfach nur ein paar Minuten im Jetzt.