„Die Lessinischen Alpen sind kein Postkartenpanorama – sie sind ein stiller Schatz, der sich nur dem Wandernden zeigt.“
Die Lessinischen Alpen (Monti Lessini) sind ein sanftes, oft unterschätztes Gebirge im Nordosten Italiens. Sie bilden den südlichsten Ausläufer der Alpen und ziehen sich nördlich von Verona bis an die Grenze zur Provinz Trient. Charakteristisch ist nicht die alpine Schroffheit, sondern ein harmonischer Wechsel aus Wäldern, grünen Hochflächen, steinernen Dörfern und spektakulären Schluchten.
Hier oben, oft auf über 1.000 Metern Höhe, scheint die Zeit langsamer zu gehen. Die Region ist bekannt für ihre alten Marmorbrüche, Vulkangestein, Fossilienfelder und für den Parco Naturale Regionale della Lessinia – ein Naturpark mit reicher Flora und Fauna, Dolinen, Felsbögen und eindrucksvollen Höhlen.
Durch das Valpolicella nach Fumane – Genussvolle Anreise mit Aussicht
Die Fahrt nach Fumane, einem kleinen Ort am Eingang der Lessinischen Alpen, beginnt wie ein gemächliches Einrollen in eine andere Welt – nämlich durch die sanften, weinbedeckten Hügel des Valpolicella. Zwischen Sant’Ambrogio, San Pietro in Cariano und Negrar reiht sich Weingut an Weingut, Zypressen durchbrechen die Reihen der Reben, und kleine romanische Kirchen blitzen aus dem satten Grün.
Auf der kurvigen Landstraße nach Fumane weitet sich die Landschaft langsam: Die Rebstöcke weichen Olivenbäumen, das Licht verändert sich, und die Häuser werden steinerner, rustikaler – ein Vorgeschmack auf das Hochland, das bald beginnt.
Fumane selbst liegt malerisch eingebettet zwischen Weinterrassen und Bergkämmen. Es ist nicht nur Ausgangspunkt für Wanderungen in den Parco della Lessinia, sondern auch Zentrum exzellenter Amarone-Weine – mit Winzern, die tief in der Region verwurzelt sind.

Molina di Fumane – Wo Wasser, Stein und Stille sich treffen
Versteckt zwischen bewaldeten Hängen und grünen Wiesen liegt Molina, ein kleines Dorf oberhalb von Fumane, das sich seinen ursprünglichen Charme bewahrt hat. Umgeben von rauschenden Bächen, alten Mühlen und schroffen Felsen, wirkt Molina wie aus der Zeit gefallen – ruhig, naturverbunden, klar.
Besonders bekannt ist der Ort für den Parco delle Cascate di Molina, einen Naturpark voller Wasserfälle, Schluchten und Mooslandschaften. Ein gut ausgebautes Wegenetz führt durch den Park – über Hängebrücken, vorbei an tosenden Kaskaden und kleinen Höhlen. Je nach Route ist der Spaziergang gemütlich oder sportlich – aber stets eindrucksvoll.
Das Dorf selbst begeistert mit Steinhäusern, engen Gassen und duftenden Gärten. Die alten Wassermühlen, von denen der Ort seinen Namen hat, zeugen von der engen Verbindung zwischen Mensch und Natur.
Parco delle Cascate di Molina – Ein Märchen aus Wasser und Stein
Nur wenige Kilometer oberhalb von Fumane, eingebettet in die sanften Ausläufer der Lessinischen Alpen, liegt der Parco delle Cascate di Molina – ein verstecktes Naturparadies, das den Besucher mit rauschenden Wasserfällen, schattigen Schluchten und glasklaren Bächen empfängt.
Hier führt der Weg über Holzstege, Wurzeltreppen und Brücken, vorbei an hängenden Moosteppichen, geheimnisvollen Felsvorsprüngen und plätschernden Kaskaden, die sich in türkisgrüne Tümpel stürzen. Es gibt drei ausgeschilderte Rundwege – leicht, mittel und anspruchsvoll – sodass jeder sein eigenes Tempo finden kann.
Ein Highlight ist die große Schaukel am Wasserfall, die über einem rauschenden Becken schwingt – ein Ort, der wirkt wie aus einem verwunschenen Filmset. Wer mit offenen Sinnen geht, hört das Murmeln des Wassers, das Knacken der Äste und den Wind, der durch Farne und Laub streicht.
Abends in Breonio – Still gelegene Schönheit mit Weitblick
Hoch über dem Valpolicella, wo die Weinberge allmählich den Kalkplateaus und Wäldern der Lessinischen Alpenweichen, liegt das kleine Dorf Breonio. Mit knapp 400 Einwohnern und einer Höhe von über 700 Metern ist Breonio ein Ort der Stille, Weite und Gelassenheit – fernab vom Trubel der Ebene.
Typisch für das Dorf sind seine steingemauerten Häuser, enge Gassen, Brunnen und gepflegte Vorgärten. Im Zentrum erhebt sich die Pfarrkirche San Marziale, daneben liegt ein kleiner Platz mit Aussicht auf die umliegenden Berge.
Breonio ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen ins Hochland von Sant’Anna d’Alfaedo, zu den Naturhöhlen rund um Fosse, oder für gemütliche Ausflüge zur Ponte di Veja – der größten natürlichen Felsbrücke Europas.
Im Frühjahr duftet es nach Kirschblüten, im Sommer nach Heu. Im Herbst färben sich die Hänge rotgolden, und selbst im Winter verzaubert die Landschaft mit frostiger Klarheit.
Weite im Blick – Ausblick von Cavalo auf die Veroneser Ebene
Wenn man von Fumane weiter bergauf nach Cavalo fährt, öffnet sich nach wenigen Kurven ein Panorama, das den Atem anhält: Die Veroneser Ebene liegt weit und offen vor einem, wie ein Teppich aus Licht, Feldern und Dörfern, der sich bis zum Horizont ausbreitet.
Gerade in der Dämmerung, wenn der Himmel sich blau färbt und die ersten Lichter der Ebene aufblitzen, wirkt dieser Moment fast surreal – als würde man auf das Pulsieren eines ganzen Landstrichs blicken. Im Vordergrund saftige Hügel, Kastanien, verstreute Bauernhäuser; dahinter die große, ruhige Fläche der Po-Ebene, irgendwo zwischen Natur und Zivilisation.
Es ist ein Ort, an dem man stehen bleibt, nicht nur für ein Foto, sondern um sich zu verorten – zwischen Bergen und Tiefland, zwischen Stille und Weite.

Top-Fotospot „Terra dei Forti“ bei Sant’Ambrogio di Valpolicella
Nur wenige Kurven oberhalb von Sant’Ambrogio di Valpolicella liegt ein verstecktes Juwel: der Terra dei Forti Viewpoint, ein landschaftlich eindrucksvoller Aussichtspunkt an der SP33c. Eingebettet in das grüne Hügelland der Terra dei Forti, eröffnet sich hier ein Blick, der die Kraft dieser Region spürbar macht.
Die steilen Felsabbrüche, das Etschtal in der Tiefe und das dahinterliegende Mosaik aus Weinbergen, Wäldern und Hügelketten ergeben eine Szenerie, wie sie typischer für Venetien kaum sein könnte. Besonders in den frühen Morgenstunden oder zur goldenen Stunde am Abend wirkt die Landschaft fast surreal – das Licht tanzt auf den Reben, und der Blick schweift bis zum Monte Baldo.
Der Aussichtspunkt liegt ruhig, fernab des Touristenrummels – ideal für Fotografen, Ruhesuchende und alle, die den Moment genießen wollen. Auch für Wanderer und Radfahrer ist er ein lohnender Zwischenstopp entlang der kurvigen SP33c, die sich durch das bewaldete Hinterland schlängelt.
