Manchmal sind es nicht die höchsten Gipfel oder die längsten Touren, die bleiben. Manchmal ist es einfach ein Ort, der still wird, wenn man dort ankommt. Der Lago d’Antorno war für uns genau so ein Ort – ein kleines Juwel zwischen Himmel und Fels, das sich uns auf leise Weise zeigte.
Nach zwei intensiven Tagen in den Cadini di Misurina, nach Zacken, Höhenmetern und Hüttenpfaden, war dieser See am Weg zurück ins Tal kein bloßer Zwischenstopp. Er war der sanfte Abschluss – ein Platz zum Innehalten, Ankommen, Nachspüren.
Im goldenen Licht des späten Nachmittags stand die Luft still, die Berge spiegelten sich im Wasser, und für einen Moment war da nur noch Ruhe. Kein Ziel, kein Plan. Nur dieser Blick, dieses Licht, dieser See. Und das Gefühl: genau richtig hier.
Der Lago d’Antorno liegt auf 1.860 Metern Höhe im Herzen der Dolomiten, nur wenige Kilometer unterhalb der Mautstraße zur Drei-Zinnen-Hütte (Rifugio Auronzo). Der See ist leicht zugänglich – mit Parkplätzen in unmittelbarer Nähe – und eignet sich hervorragend als kurzer Zwischenstopp oder Abschluss nach Bergtouren in den Cadini di Misurina, zur Fonda-Savio-Hütte oder entlang des Sentiero Bonacossa. Trotz seiner Nähe zur Straße ist der Ort überraschend still – besonders in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden, wenn sich das Licht weich über Wasser und Fels legt. Die Cadini-Zacken im Süden spiegeln sich eindrucksvoll im Wasser, während sich imNorden der Blick Richtung Monte Piana öffnet.
Lago d’Antorno – Stillleben vor den Zacken
Es war Nachmittag, als wir vom Abstieg aus den Cadini zurückkehrten – müde, erfüllt, ein wenig staubig. Der Verkehr auf der Mautstraße rauschte leise vorbei, aber nur ein paar Schritte abseits davon lag er plötzlich da: ruhig, klar, fast vergessen – der Lago d’Antorno.
Der kleine Bergsee spiegelte das letzte Sonnenlicht, das sich zaghaft über die Zacken der Cadini di Misurina legte. Das Wasser war unbewegt. Kein Wind, keine Wellen – nur Spiegelung. Wir standen am Ufer und sagten nichts. Denn manchmal ist genau das der Moment, der hängen bleibt: Nicht die Gipfel, nicht der Steig, nicht der Ausblick – sondern dieses Innehalten, an einem Ort, der sich nicht aufdrängt.
Rund um den See führen schmale Pfade durch Wiesen und Lärchen. Einige Bänke laden zum Sitzen ein, ein paar Holzstege führen über das Ufergras. Es ist kein Ort für Spektakel – aber einer, der alles auf leise Weise richtig macht. Wer nach den Zinnen, nach der Fonda-Savio-Hütte oder dem Bonacossa-Weg hier anhält, findet nicht das Finale – sondern den Ausklang.