Am letzten Juli-Wochenende stand eine besondere Bergtour an. Uns zog es ins Wettersteingebirge, genauer gesagt in das Reintal. Bereits bei Recherchen war ich von der fotogenen Landschaft beeindruckt, daher war die Vorfreude umso größer. Übernacht blieben wir in der Reintalangerhütte. Der Startpunkt war der Parkplatz am Skistadion. Die erste Etappe führte uns direkt durch die Partnachklamm, die als spektakulärer Einstieg der Bergtour diente.
Wo: Reintal, Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen (LK Garmisch-Partenkirchen).
Termin: 26. und 27. Juli 2024
Teilziele der Bergtour: Skistadion (Garmisch-Partenkirchen), Partnachklamm, Reintal, Bockhütte, Reintalangerhütte und zurück über Vordergraseck nach Garmisch-Partenkirchen.
Eckdaten: Sehr lange Wanderung (ca. 14 km), erfordert gute Grundkondition. Am Ende kann es für manche zäh sein, da der Anstieg deutlich zunimmt. Der anstrengendste Teil liegt zwischen der Bock- und der Reintalangerhütte. Landschaftlich sehr reizvoll wird es nach den Serpentinenaufsteig der Forststraße zu einer Klamm und den kommenden Abschnitten der Wanderung.
Wetter: Am Samstag war es mit Temperaturen in Garmisch bei +31°C sehr heiß. Gegen Abend zogen heftige Gewitter auf, die im Bergland zu Starkregen, Hagel und leichtem Hochwasser führten. Der Sonntag war deutlich kühler (um die +20°C) und bewölkter. Morgens waren noch starke Schauer unterwegs, während der Abstieg meist trocken verlief.
Hinweise zu den Bildern: Die Bilder sind nicht nach Aufnahmedatum sortiert, sondern orientieren sich an der Beschreibung der Landschaft. Die Bilder des Abstieges waren durch schlechteres, regenreiches Wetter gekennzeichnet.
Vom Skistadion zur Klamm
Geparkt wurde auf dem großen Parkplatz beim Skistadion. Durch die Anlage führt der Weg hinauf zum Klammeingang. Der Eintritt zur Partnachklamm kostet 10 € (Erwachsenenpreis) pro Person. Bevor man die Klamm erreicht führt eine Teerstraße entlang der unteren Partnach. Dort merkt man den Tourismus, da viele Ausflügler sich auf den Weg zur Schlucht machen.
Partnachklamm
Die Partnachklamm gehört zu den spektakulärsten Schluchten der bayerischen Alpen. Das Gebiet steht unter besonderen Schutz. Nachdem man den Kassenbereich verlassen hat kommt man den Schluchteingang näher. Bevor man die Klamm betritt muss man jedoch durch ein Drehkreuz um die Tickets zu entwerten. Danach geht das einmalige Naturspektakel los. Tosend fließt die Partnach durch die enge Schlucht. Die Erosionskraft des Wassers hat eine einzigartige Landschaft gebildet. Auf rund 700 m Länge führt der Weg durch die 80 m tiefe Schlucht. Feuchte Tunnel wechseln sich mit offenen Abschnitten ab, die einen guten Blick auf die wilde Partnach geben. Am Ende der Klamm muss man durch ein Drehkreuz und befindet sich im unteren Reintal. Von dort oben kündigen hohe Felstürme den Beginn der Klamm an.
Durchs Reintal
Unteres Reintal
Vom Klammausgang folgt der Weg weiter der Partnach entlang. Es folgt die Mündung des Ferchenbaches in den Alpenfluss. Eine Brücke führt über den Bach. Die ersten Schilder kündigen die Reintalangerhütte und das Reintal an. Entgegengesetzt der Fließrichtung folgt die Route. Die Partnach durchfliesst eine Waldschlucht, die nicht sonderlich gut vom Weg auszusehen ist. Danach eröffnet sich die Flur etwas. Interessant ist die Landschaft in diesem Abschnitt. Die Partnach verläuft nahe einer schroffen Felswand. Die canyonartige Landschaft wird von bizarren Felsformationen ergänzt. Besonders ist die Kulisse eines Felskegels mit dem hohen Kalkwänden des Wettersteins im Hintergrund. Seitlich des Weges fließen unzählige Bäche hinab zur Partnach. Der Routenabschnitt wird maßgeblich von Laubwäldern geprägt. Nach der Zeit führt der Weg etwas von der Partnach weg und nimmt einen steileren Aufstieg über Serpentinen. Somit verlässt man den unteren Talabschnitt und erreicht den Mittelteil des Reintals.
Mittleres Reintal
Klammschluchten
Nachdem Anstieg der Forststraße zweigt sich der Weg und man folgt links zum Zubringer der Reintalangerhütte (verbarrikadierte Holzscheune). Ab hier hört man die Partnach wieder deutlicher. Man befindet sich oberhalb der Mittleren Klamm. Traurig ist ein Gedenkstein eines 14-jährigen der dort ums Leben kam. Kleinere Pfade führen an die Kante zur Schlucht hin. Weiter den Weg folgend erreicht man einen kleineren „Balkon“, der einen Blick auf die Klamm gibt: Viele Meter weiter unten tost die Partnach durch die Klippen. Die Schlucht ist nicht erkundet und kann daher nur von oben betrachtet werden. Der Weg führt weiter über eine neigende Holzbrücke und erreicht schlußendlich den Talboden und man befindet sich wieder direkt am Fluss.
Märchenhafter Mischwald
Ab hier beginnt ein sehr wilder und einmaliger Abschnitt. Die Partnach windet sich durch das waldreiche Tal und nimmt viele Zuflüsse auf. Einige dieser Bäche münden per Kaskaden in die Partnach. An manchen Stellen umfließt das reißende Nass kleinere Felsen und Steininseln. Die Vegetation wird rauer und niedriger. Die Laubbäume werden mehr und mehr von Koniferen abgelöst. Das Reintal wird wilder. Man erreicht eine Holzbrücke.
Ab dort führt der Weg durch einen wunderschönen Wald. Manch einen könnte die Landschaft an „Herr der Ringe“ erinnern, andere wiederum beschreiben die Landschaft als märchenhaft. Für mich trifft beides zu. Die kleinen Bäume sind mit Moose und Fläche bewachsenen. Außerhalb des Waldes fließt der tiefblaue Alpenfluss über Kaskaden und Stromschnellen das Tal hinab. Bizarre Baumformationen lassen sich am Wegesrand erahnen. Vereinzelt wachsen Farne auf den Bäumen. Die Route führt einige Zeit durch das Waldgebiet. Irgendwann erreicht man ein Holzschild mit Hinweis auf die Bockhütte. Man überquert eine Holzbrücke und kommt direkt an der Hütte an.
An der Bockhütte
Dort angekommen ändert sich die Landschaft erneut. Man verlässt den „verwunschenen“ Wald und erreicht ein durchaus lichter bewachsenes Flusstal mit wunderbaren Blicken auf die Felsen der Bergmassive. Im Hintergrund ist das Ende des Reintals erkennbar. Dorthin sind es jedoch noch einige Kilometer. Wie beengt fühlt man sich wenn sich die steilen Felswände des Wettersteins an beiden Seiten erheben. Weiter dem Flussaufwärts legten wir eine größere Pause ein. Das kristallklare Wasser der Partnach ist sehr kalt und war eine verdiente Erfrischung bei den heißen Temperaturen.
Oberes Mitteltal
Nach der Pause folgt der Wanderweg direkt dem Flussufer. Die Partnach schlängelt sich durch Schutt und Geröll, umgeben von dunkelgrünen Wäldern. Hier und da liegen alte Baumstämme und Wurzelstöcke im Flussbett, die wohl Zeugen der letzen Hochwassern sind. Nach kurzer Zeit erreicht man die „Quelle bei den sieben Sprüngen„. Zu sehen ist ein mündendes Bachbett mit kleineren Fließgewässern, das direkt in die Partnach mündet.
Dem Weg weiter folgend verlässt man das Flussufer und erreicht den „Rauschboden„, einem erneuten Waldgebiet mit dominierenden Nadelbäumen. Der Aufstieg wird steiler und die Partnach liegt in minderhörbarer Ferne. Der Waldboden ist sehr steinig und felsig. Inmitten der Nadelbäume liegen größere Felsbrocken, die teils von Moosen und Flechten überwachsen sind. Besonders schön liegt dort eine abgelegenen Privathütte.
Nach dem man den Rauschboden durchquert hat verschwindet die Partnach in einem Felsenmeer. Diese Landschaft wird als „Steingerümpel“ bezeichnet.
Bis 2005 befand sich in diesem Talabschnitt die „Blauen Gumpen“ des Reintals. Es handelte sich hierbei um zwei kleinere Seen (Vordere und Hintere Blaue Gumpe), die von den Steinhalden und der damit anstaunenden Partnach gebildete wurden. Am 23. August 2005 kam es zu heftigen Starkregen mit um die 200 mm innerhalb von 24 Stunden. Dadurch wurde der erstere Gumpen mit Sedimenten aufgefüllt und der natürliche Staudamm brach und es entwickelte sich eine Hochwasser-Flutwelle, die im weiteren Talverlauf erhebliche Schäden verursachte.
Am Ende des oberen Teil des Mitteltals befindet sich ein große Fallkante. Der Wanderweg führt schlängelt oberhalb des Tales entlang. Dort unten lag einst einer der zwei Gumpen. Heute mäandert die Partnach in einem breiten Kiesbett. Am Ende befindet sich ein absolutes Naturwunder. Über 80 m fällt der Fluss in Form des Partnachfalls hinab. Die Wasserfälle stellen den Übergang zum oberen Reintal dar. Von dort ist es nicht mehr weit zur Reintalangerhütte.
Oberes Reintal
Nach der Überquerung der Abfallkante erreichten wir das obere Reintal. Die Partnach fließt vor dem Wasserfall durch eine versteckte Klamm. Diese Schlucht ist nicht einsehbar, zeugt aber aufgrund des enormen Wasserrauschens von Wuchtigkeit. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Reintalangerhütte. Der Weg führt weiter am Fluss entlang. Die Partnach ändert häufig ihre Landschaftsform. Sehr schön anzusehen sind die kleineren Kaskaden und Fallstufen.
Reintalangerhütte
An der Reintalangerhütte hat die Partnach deutlich mehr Platz sich auszubreiten.Die Reintalangerhütte ist eine bewirtschaftete Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins (DAV), Sektion München, und liegt auf 1.366 Metern Höhe. In unmittelbarer Nähe entspringt die Partnach, die durch die beeindruckende Partnachklamm fließt. Westlich der Hütte erhebt sich das Gelände steil in Richtung Zugspitzplatt, dem Plateau unterhalb des höchsten Gipfels Deutschlands, der Zugspitze. Die Reintalangerhütte ist ein wichtiger Stützpunkt für Wanderungen und Bergtouren im Wettersteingebirge, insbesondere auf dem beliebten Aufstieg zur Zugspitze.
Partnach-Ursprung
Nachdem Ankommen an der Hütte und dem Bezug des Lagers unternahmen wir am späten Nachmittag eine kleine Zusatzrunde zum Partnach-Ursprung und dem Talbschluss.
Die Quelle der Partnach liegt auf 1.440 Metern Höhe, westlich der Reintalangerhütte am Ochsensitz. Zwischen 2002 und 2006 wurden Messungen durchgeführt, um die Wassermenge, die aus der Quelle fließt, zu erfassen. Dabei wurden Schwankungen in der Wassermenge beobachtet. Der niedrigste gemessene Wert (NNQ) betrug 400 Liter pro Sekunde, wobei die Quelle zeitweise sogar trocken lag. Der höchste gemessene Wert (HHQ) erreichte 16.770 Liter pro Sekunde. Aus den Messdaten ergab sich ein durchschnittlicher Niedrigwasserabfluss (MNQ) von 490 Litern pro Sekunde, ein mittlerer Abfluss (MQ) von 1.460 Litern pro Sekunde und ein mittlerer Hochwasserabfluss (MHQ) von 8.820 Litern pro Sekunde. Gespeist wird die Partnach vom Schmelzwasser des um etwa 1100 m höher gelegenen Schneefernergletschers, das im verkarsteten Gesteinsboden versickert und beim Partnachursprung wieder an die Oberfläche gelangt.
Talabschluss
Nachdem Besuch der Partnachquelle führt der Rundweg weiter Richtung Talende. Ausgeschildert ist der Weg mit dem Begriff „Golfplatz“. Mit Verwunderung und Neugierde gingen wir den Weg weiter. Nach der Zeit kommt man auf eine kleine Wiesenflur. Dort steht ein mächtiger Bergahorn, der sehr malerisch in der Landschaft steht. Nachdem wir den Baum hinter uns ließen, wird der Wald lichter und es eröffnet sich ein breiter Talboden mit Felsen und Wiesen. Die Landschaft erinnert an eine Prärie. Wo und was der Golfplatz war/ist, konnten wir nicht herausfinden. Wir vermuteten, dass es die größere Wiese inmitten des Waldes war. Aufgrund aufziehender Gewitter machten wir uns wieder auf den Weg zurück zur Hütte. Pfade führen durch Latschenwäldern. An einer Stelle lässt sich ein verfallener Posten ausfindig machen. Die Grundmauer sind noch zu erkennen. Die Besonderheit dieser Landschaft ist, dass es dort keinerlei Fahrzeuggeräusche hört, man ist mitten in der Wildnis.