Die schönsten Plätze der Erde

Ein Blog von Friedrich Maier

Herbst im oberen Isartal (Fotoreihe/01.11.23)

Das trübe Herbstwetter motiviert dazu, jeden sonnigen Tag zu nutzen und die Schönheit der Natur zu genießen. In den Tagen zuvor hatte ich bereits einen Ausflug in der Region unternommen, doch an Allerheiligen zog es mich besonders ins obere Isartal zwischen Vorderriss und Wallgau. Schon im Februar hatte ich diese Gegend erkundet, aber dieses Mal wollte ich die zauberhafte Herbstatmosphäre einfangen. Der vorherige Tag war von kaltem, verregnetem Wetter geprägt, was dazu führte, dass die höheren Berge mit einer strahlenden Schneedecke bedeckt waren. Diese Kombination aus strahlendem Sonnenschein, buntem Laub und den schneebedeckten Bergspitzen bot die ideale Kulisse für ein beeindruckendes Herbstfoto.

Die Wettervorhersage versprach strahlenden Sonnenschein am Vormittag, und tatsächlich wurde dieses Versprechen gehalten. Als die Sonne aufging, lösten sich die letzten Nebelschwaden im bayerischen Oberland auf. Der Blick auf die Bayerischen Voralpen war kristallklar, dank des reinigenden Regens. Gegen 08:00 Uhr morgens begab ich mich auf den Weg gen Süden. Die Bundesstraße von Bad Tölz zum Sylvensteinspeicher führte direkt an der Isar entlang. Die Sonne strahlte, und die bunten Bäume wurden von einem warmen Licht durchflutet. Meine Stimmung hob sich, und ich freute mich sehr auf mein Ziel im oberen Isartal bei Vorderriss. Jedoch trübte sich meine Stimmung schnell, da ich ab Fleck/Hellerschwang eine dichte Nebelwand in Richtung Sylvensteinspeicher sah. Die Nebelwolken quellten über die Berggipfel in Richtung Isartal über. Einen Moment lang überlegte ich, ob es nicht sinnvoll wäre, mein Vorhaben abzubrechen, denn dichter Nebel hätte die Schönheit der Landschaft verborgen gehalten.



Trübe Sicht verschafft trübe Stimmung – Nebel am Sylvenstein


Auf meinem Weg in Richtung Sylvensteinspeicher lichtete sich die wuchtige Nebelwand etwas. Als ich den Damm hinauffuhr, erstreckte sich der gesamte Stausee unter mir wie eine undurchdringliche Nebelsuppe. Nur in den ersten 50 Metern über dem See lichtete sich der Nebel, sodass die Wasseroberfläche und die Ufer deutlich erkennbar waren. Mein erster Fotostopp sollte an der Faller-Klamm-Brücke sein. Von dort aus bot sich ein atemberaubender Ausblick auf das obere Isartal mit den markanten Gipfeln des Karwendelgebirges bei Vorderriss. Wenn man von der Brücke aus weiter in Richtung Fall fährt, erkennt man am Talende den Berggipfel des Daniels (2340 m), dem höchsten Berg der Ammergauer Alpen. Leider war es aufgrund des dichten Nebels nicht möglich, die geplanten Fotos aufzunehmen.


Hoffnung in Vorderriss 


Weiter nach Vorderriss herrschte immer noch dichter Nebel. Jedoch erstrahlte die Landschaft in ein dumpfen Rotton, aufgrund der Sonne, die sich langsam durch den Nebel durchzukämpfen scheint. Meine Stimmung spiegelte das trübe Wetter wider und wurde zunehmend bedrückter. Dennoch setzte ich meine Fahrt fort, in der Hoffnung, dass sich der Nebel vielleicht in Vorderriss lichten würde. Und tatsächlich sollte ich recht behalten. Kurz vor der Ortschaft verschwand der Nebel plötzlich. Ich konnte zwar noch sehen, wie der Nebel an den Berghängen zum Isartal hinabkletterte, aber die Sicht war deutlich besser, und ich konnte endlich die ersten Fotos machen. Ich machte mich auf den Weg nach Wallgau. Für die Mautstraße wird eine Gebühr von 5 Euro verlangt. Bereits am ersten Parkplatz hielt ich um die schöne Stimmung an der Isar einzufangen.


Entlang der Mautstraße immer weiter ins Isartal


Die ersten Kilometer der Mautstraße führen direkt am Fluss entlang. Immer wieder eröffnen sich Blicke auf die Isar und ihrer einmaligen Landschaft. Direkt nach dem ersten Parkplatz und der ersten Flussbiegung eröffnet sich ein wuchtiger Prallhang (beim Ochsensitz). Ein Prallhang ist ein steiles Ufer, das entsteht, wenn fließendes Wasser auf ein Hindernis trifft und seine Richtung ändert. Der starke Wasserdruck führt dazu, dass am Fuß des Hindernisses ein steiler Hang geformt wird (Bilder dazu später).

Bei meiner ersten Durchfahrt war dieser Abschnitt des Flusses noch dicht von Nebelschwaden umhüllt, weshalb ich keine Fotos machen konnte. Als ich jedoch am zweiten Parkplatz ankam, der direkt an einer Brücke lag, nutzte ich die Gelegenheit, um einige wunderschöne Aufnahmen von der Isar zu machen. Die herbstliche Stimmung war durch die aufgehende Sonne und den sich auflösenden Nebel besonders eindrucksvoll.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke eröffnete sich ein weiter Blick ins obere Tal. Dort bemerkte ich, dass dichter Nebel im Talboden hing. Dennoch blieb ich optimistisch, da es durchaus möglich war, dass sich hinter dieser Nebelwand, die möglicherweise nicht allzu ausgedehnt war, wieder klarer Himmel und gutes Wetter verbargen


Die Isar im Nebelreich


Der Weg führt weiter bis zum Parkplatz (Nr. 4). Kleinere Trampelpfade führen hier direkt ans Flussufer. Wie bereits befürchtet, lag dieser Talabschnitt in dichtem Nebel. Dennoch war die Stimmung, trotz aller Trübe, sehr mystisch, und ein orangenes Licht durchzog die Natur. Die nasskalte Stimmung und die Einsamkeit bildeten zusammen mit der Naturlandschaft ein einmaliges Bild. Für einen kurzen Moment fühlte man sich nicht in den Bayerischen Alpen, sondern viel mehr an Sehnsuchtsorte wie Kanada, Alaska, Skandinavien oder Sibirien versetzt. Das Rauschen der Isar und die aufsteigenden Nebelschwaden bildeten eine eindrucksvolle Kulisse. Die Uferwälder waren von kleinen Bäumen und spärlichen Sträuchern durchzogen. Dazwischen erstreckten sich Teppiche aus Gräsern und Moosflechten. Schmale Wege, die teils sehr rutschig waren, schlängelten sich durch die einzigartige Landschaft des Flusswaldes. Im Hintergrund waren Bäche zu hören, die steile Felswände herabstürzten. Wäre da nicht der Verkehrslärm der Mautstraße, hätte man sich wie in einer unberührten Wildnis gefühlt.


Geduld zahlt sich aus – Warten auf den perfekten Zeitpunkt


Nachdem ich die stimmungsvollen Augenblicke in den Nebelschwaden an der Isar genossen hatte und durch die dichten Wolken hindurch die schneebedeckten Berggipfel des Wettersteins erahnen konnte, setzte ich meine Reise fort, um mein eigentliches Hauptziel dieser Fototour zu erreichen. Entlang der Mautstraße befindet sich ein Ort, den ich den „Wettersteinblick“ nenne. Von dort aus bietet sich ein unvergleichlicher Ausblick auf das Wettersteingebirge. Bereits im Februar hatte ich an diesem Ort einen Schnappschuss gemacht:

Jedoch gestaltet sich ein Foto an diesem Tag deutlich schwieriger. Grund war der dichte Nebel. Um zum Aussichtspunkt zu gelangen muss man vom Parkplatz Nr. 4, ganze 700 m weiter zu Fuß (Richtung Wallgau) gehen. Am Spot selbst gibt es keine Parkmöglichkeit. Auch kurzes Anhalten ist nicht zu empfehlen, da die Straße dort sehr beenget ist und direkt an einer Felswand verläuft. Als ich am Ziel angekommen bin waren die Berge erstmals hinter einer dichten Nebelwand versteckt. Nur die obersten Berggipfel konnte man sehen.

Ich stand vor der Entscheidung: Sollte ich an einem anderen Tag wiederkommen oder darauf warten, dass sich der Nebel auflöst? Mit dem Bewusstsein, dass die Sonneneinstrahlung ausschlaggebend für die Nebelauflösung ist, entschied ich mich dazu, abzuwarten, bis die Sonne über den Untergrasberg (1727 m) emporstieg. Gegen 09:30 Uhr war es dann soweit. Die Sonne erreichte den Zenit am Grat und stieg über den Berg auf. Der Nebel löste sich schnell auf, und ein klarer Blick eröffnete sich auf das Wettersteingebirge.

Zu den schönsten Berggestalten bzw. Bergformationen der nördlichen Kalkalpen zählt das Massiv der Alpspitze (2682 m) mit den Hochblassen (2703 m). Die Alpspitze ist durch ihrem pyramidenförmigen Gipfel einmalig und gilt als Wahrzeichen von Garmisch-Partenkirchen.

Zu sehen sind einer der höchsten Gipfel Deutschlands. Von der Zuspitze (2962 m), ganz rechts im Bild, bis zur Alpsitze (2628 m) und dem Hochblassen (2703 m), weiter zum Hochwanner (2744 m), dem Massiv der Dreitorspitze (2682 m) mit der markanten Partenkirchner Dreitorspitze (2633 m), rüber zur Wettersteinwand (2484 m) und den Wettersteinspitzen (2298 m).

Nachdem wunderbaren Aufenthalt am „Wettersteinblick“ ging ich wieder zurück zum Parkplatz. Dort startete ich erneut zu den vorherig besuchten Fotospots, die vor einer Stunde noch von Nebel umhüllt waren.


Die Natur erwacht zum Leben


Am Parkplatz Nr. 4 angekommen, begab ich mich erneut ans Ufer der Isar. Zu diesem Zeitpunkt lag der Talabschnitt noch im Schatten der ersten Berge des Karwendelgebirges. Doch allmählich rückte die Sonne dem Zenit des Bergkamms näher, und ihre wärmenden Strahlen begannen den Talboden zu erreichen. Zuvor hatte dichter Nebel die Isar und ihre malerische Flusslandschaft eingehüllt, doch nun lichtete er sich nach und nach. Die Konturen der wuchtigen Gipfelmassive des Wettersteins wurden sichtbar, und die Szenerie erwachte zu neuem Leben. Selbst von der Isar stieg immer noch leichter Nebel auf.

Ich folgte einem der Trampelpfade in Richtung Wetterstein (flussaufwärts). Der Weg führte mich durch einen dichten Wald, in dem kleine Fichten wuchsen. Zwischendurch erstreckten sich Altflussarme mit wilden Auwäldern. Nach einigen Metern erreichte ich eine Kiesbank, von der aus ich einen klaren Blick auf die Zugspitze (2962 m) hatte.

Die ersten Sonnenstrahlen kamen immer näher. Die gelben Blätter der Flussweiden leuchteten in einer warmen Farbe, während Vögel anfingen zu zwitschern und die Natur allmählich erwachte. Es ist wichtig, die „Stopp“-Schilder zu beachten, die auf bedrohte Vogelarten und ihre wertvollen Brutstätten hinweisen. Um diese einzigartige Landschaft und ihre besondere Natur zu schützen, ist es unerlässlich, dass jeder seinen Beitrag leistet, indem er sich an die Beschilderung und Hinweise hält.

Nachdem ich den beeindruckenden Ausblick genossen hatte, machte ich mich auf den Rückweg in Richtung des Ausgangspunkts am Isarufer. Über den Bergen steigt nun die Sonne auf. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen das Tal und die letzten Nebelschwaden verschwinden auch hier.

Die bunte Herbstlandschaft der Auwälder erstrahlt in einer warmen Farbe. Besonders schön anzusehen sind die dampfenden Feuchtwiesen im warmen Morgenlicht. Ein trockengefallener Altflussarm bildet ein trockenes Flussbett mit ruhigen Tümpeln. Dahinter erheben sich die Bergwälder mit Fichten und buntverfärbten Laubbäumen.

Am Ausgangspunkt angekommen erreichten auch dort die ersten Sonnenstrahlen den Uferwald. Die Isar zeigte ihr kristallklares Wasser, das in der Sonne bestimmte Farbspektren zeigte.


Bayerisches Kanada oder Klein-Kanda 


Ich machte mich auf den Weg zurück nach Vorderriß. Am nächsten Parkplatz blieb ich erneut stehen und ging zum Flussufer. Es eröffnete sich ein wunderbares Fotomotiv: Ein grüner Wildfluss vor dem Hintergrund schneebedeckter Berge. Das Obere Isartal wird auch des Öfteren als Bayerisches Kanada oder Klein-Kanada bezeichnet. Tatsächlich gibt es eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Naturlandschaft hier und der kanadischen Wildnis der Rocky Mountains. Natürlich ist das Gebiet hier deutlich kleiner, aber es vermittelt ein kleines Stück kanadisches Landschaftsgefühl in der bayerischen Alpenregion.

Gen Westen eröffnet sich der wunderbare Anblick des Wettersteingebirges. Davor schlängelt sich die grüne Isar, umgeben von gelb verfärbten Flussuferwäldern und Kiesbänken. Allein dieses Fotomotiv unterstreicht die Ähnlichkeit zur kanadischen Wildnis.

Gen Osten, in Richtung Vorderriss, erkennt man die tiefbewaldeten Berghänge des Karwendelgebirges. Davor verläuft die Isar entlang ihres Flussbettes, das von weiten Kiesbänken gesäumt ist. Dazwischen erstrecken sich tiefe Bergwälder, die direkt am Fluss zu Auwäldern übergehen. Auch hier zeigt sich eine gewisse Ähnlichkeit zu einer nordamerikanischen Wildnis.


Auf den Weg zurück nach Vorderriß 


Auf dem Rückweg nach Vorderriss konnte ich mich nicht losreißen von der faszinierenden Naturlandschaft. Bevor ich die Ortschaft erreichte, hielt ich immer wieder an verschiedenen Parkmöglichkeiten an. Nach jeder Kurve offenbarte sich ein neues Bild, sei es ein weiteres Bergpanorama oder eine anders geformte Flusslandschaft. Die Schönheit der Umgebung überwältigte mich jedes Mal aufs Neue. Jeder Stopp war eine Gelegenheit, die atemberaubende Natur intensiv zu erleben und festzuhalten.

Genauso erging es mir auch am bereits erwähnten Prallhang, den ich zu Beginn des Berichts beschrieben hatte. Jetzt war er vollständig vom Nebel befreit, und das gleißende Licht der Herbstsonne strahlte herab. Im Hintergrund zeichnete sich der markante Gipfelzug des Schafreuters (2102 m) ab, dem höchsten Berg des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen.

Flussabwärts vom Prallhang erreicht die Isar allmählich die Region von Vorderriss. An einer größeren Flussbiegung zeigt sich der Fluss in seinem vertrauten grünen Farbton. Die Mautstraße führt direkt am Flussufer entlang, und die Szenerie wird von der sanften Strömung und dem malerischen Anblick des Flusses begleitet.

Nach der letzten großen Kurve erkennt man bereits die Häuser von Vorderriss. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Mauthäuschen. Die Isar mäandert in ihrem kiesreichen Flussbett, bevor von Süden her das riesige Bachbett des Rißbaches (Rißbachgries) ins Isartal mündet.

Das Rißbachgries ist ein beeindruckendes und trockenes Flussbett, das das Mündungsgebiet des bekannten Rißbaches darstellt. Der Rißbach entspringt 30 km weiter im Karwendelgebirge im Enger Grund. Ab der Oswaldhütte wird er durch die Wehranlage „Rißbach“ aufgestaut und durch einen Stollen zum Walchensee umgeleitet. Dadurch ist der untere Bachverlauf meist wasserlos, und es erstreckt sich eine riesige „Kieswüste“ zwischen den Bergen. Das Rißbachgries lässt sich mit den ausgedehnten Kiesbänken des Tagliamento vergleichen, einem bedeutenden Alpenfluss in der friaul-julischen Region Italiens. Der Tagliamento wird zeitweise auch als „König der Alpenflüsse“ bezeichnet.


Zurück ins Voralpenland – Ende der Fotoreihe am Sylvenstein


Nachdem ich die Mautstraße verlassen hatte, setzte ich meine Fahrt Richtung Heimat fort. Einen letzten Stopp legte ich am Sylvensteinspeicher ein. Dort konnte ich ein wunderschönes Bild vom westlichen Arm des Stausees mit der Faller-Klamm-Brücke im Hintergrund einfangen. Ursprünglich hatte ich geplant, auch ein Foto von der Faller-Klamm-Brücke in Richtung Vorderriss und Isartal zu machen. Jedoch war mir der Trubel und Andrang dort zu groß. Bei diesem Ansturm war ich dankbar, einige ruhige Stunden im wilden Isartal verbracht zu haben.

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