Die schönsten Plätze der Erde

Ein Blog von Friedrich Maier

Burgstall bei Einöd

Südwestliche Spornflanke des Kernburgareals

Dieser Burgstall liegt am Abhang des Isartals bei Geretsried und Peretshofen, nahe dem Ort Einöd. Dieser Standort ist als Bodendenkmal der Bayerischen Denkmalpflege geschützt (D-1-8135-0020). Er ist als Burgstall des hohen oder späten Mittelalters ausgewiesen.

Allgemeine Information:

Wie die Burg ausgesehen hat ist nicht bekannt. Auch über die Geschichte ist nur wenig bis fast nichts bekannt. Den Denkmalamt sind einige Funde bekannt (siehe: Beschreibung der Burg – Heute).

Die einzige Grundlage für informative Inhalte zur Burg und dem Standort ist „das Marktg’schlärf von Wolfratshausen“. Eine Sage über den Mord- und Raubritter Judas vom Teufelsnest. Laut der Legende soll bei Einöd am Talhang eine Burg gestanden haben, die dem Namen „Teufelsnest“ trug. In dieser Geschichte wird auch die Burg beschrieben. In der Kernburg soll der „Hungerthurm“ gestanden haben, ein Burgturm in dem der Ritter Judas entführte Frauen einsperrte. Auch soll die Burg von dichten Wäldern umgeben sein und eine Quelle war für die Wasserversorgung zuständig. Ein kleiner Bach lässt sich noch heute ausfindig machen.¹

Adelsfamilien und Besitzer:

Die nun folgenden Edelmänner und -familien stammen aus der Geschichte der Sage. Die Geschichte spielte während des frühen 13. Jahrhunderts. Die Todesjahre lassen sich auf einer nachvollziehbaren Berechnung aus dem Verlauf der Sage besagen. Konrad von Baierbrunn war im Jahr 1275 geboren, in der Sage ist die Rede, dass Konrad zehn Jahre alt sei. Der Tod Judas war somit das Jahr 1285. Acht Jahre zuvor wurde Benno umgebracht, also im Jahr 1277.

  • Benno von Thurmberg († 1277): wurde von Judas getötet. Seine Frau Kordula flüchtete auf die „Birg“ (Burg) Baierbrunn zu ihrem Bruder Odilo.
  • Judas der Teufelsnestler († 1285): war ein gefürchteter Mordritter, der Menschen umbrachte und viele Frauen auf seine Burg entführte. Er überfiel die Flößer auf der Isar und raubte das Handelsgut. Die Burg wurde von den unter ihn leidenden Menschen gestürzt und abgebrannt. Judas selbst wurde nach München ausgeliefert und von einem Scharfrichter gefoltert und anschliessend gerädert.

Der Burgstall liegt bergab Richtung Isar von Rampertshofen ausgesehen. Der abfallende Hügel wird „Raberbichl“ genannt.

Lage:

Der Burgstall liegt am westlichen Abhang zum Isartal. Die Straße „TÖL 23“ führt den Peretshofener Berg hinauf und direkt am Burgstall vorbei. Der Burgstall ist durch steile Abhänge abgegrenzt und ist nur durch steil abfallende Grate erreichbar. Nur von Osten her ist der Zugang zum Kernburgareal einfacher.

Koordinaten: 47°51’04.2″N 11°31’23.7″E (47.851156, 11.523236)


Beschreibung der Burg


Die nachfolgende Beschreibung basiert auf den Schilderungen der Sagen des Marktg’schlärf von Wolfratshausen:

Umgeben ist die Burg von einen dichten und undurchdringlichen Wald. Die Burg liegt oberhalb der Isar. Aufgrund der strategischen Lage zwischen Bad Tölz und München konnte Judas reiche Beute erobern. Viele Flößer und Handelskähne fuhren den Fluss entlang und die Meute der Teufelsnestler hielten die Flößer auf und schossen diese mit vergifteten Pfeile ab, um das Handelsgut anschliessend ins Teufelsnest hinauf zu schleppen.

Kernburgareal


Burgturm


Hier lässt sich ein turmähnlicher Umriss feststellen. Dort könnte die mögliche Lage des „Hungerthurmes“ gewesen sein.

Berichtet wird von einem Burgturm, der in der Sage als „Hungerthurm“ bezeichnet wird. Der Name stammt von der Foltermethode des Burgherren an die verschleppten Frauen. Judas sperrte die geraubten Dirnen, die sich nicht den Willen des Burgherren fügen wollen, für acht Tage in einem Turm, bei Wasser und wenig Brot. Acht Tage lang fragte Judas die Dirnen, ob sie ihn gehorchen wollen, wenn sie nach dem achten Tage immer noch verneinen, dann lies er sie erbärmlich verhungern. In den „Hungerthurm“ gelangt nur der, der den Schlüssel für das massive Turmtor aufweist, diesen Schlüssel trägt Judas immer bei sich. Der Burgturm war dachlos und von Zinnen gekrönt. Im unteren Teil war der Turm von einen steinernen Gang umgeben. Ungefähr 20 Fuß (6 m) unterhalb der Turmzinnen befanden sich viereckige Öffnungen, die vergleichbar mit klösterlichen Wandgräbern von Mönchen waren. In diesen Öffnungen wurden Gefangen Gesicht aufwärts hineingeschoben. Somit ragten die Todesopfer mit der oberen Leibeshälfte in das Turminnere. Judas nannte diese Folterung „Wildpret“ oder auch „Menschenjagd“ und schoss die Opfer mit Bolzen von der Zinne herab ab. Er hütete sich aber einen tödlichen Schuss abzugeben, damit die Opfer lange leiden und er sich an die Schmerzensschreie ergötzen kann. Die Toten wurden dann von dem steinernen Gang aus vorgeschoben, bis sie in die Tiefe stürzen. Damit der Verwesungsgestank ausblieb, wurde brodelnder Kalk von oben nachgeschüttet. Die eingesperrten Frauen saßen ein Stück weiter im Inneren des Turmes, so stürzen die Leichen nicht auf sie drauf. Dennoch konnten die Dirnen die Todes- und Schmerzensschreie der Gefangenen hören.¹


Räume und Gemächer


In der Legende wird eine „Trinkhalle“ erwähnt. Hier verlangte er von seinen Knechten nach der „Menschenjagd“ meist Wein. Häufig entwicklen sich solche Feste zu Saufgelagen. Das erbeutete Gut und die Schätze liess Judas auf sein Gemach oder auch Schlafkammer bringen. Dort verräumte er das Gut in Kisten. Der Sage zu folge, lag das Gemach des Ritters im oberen Teil der Burg. Neben der Schlafkammer Judas, befand sich die Kammer seiner Leibwächter. Die Tür zum Gemach bestand aus schwerem Eisen.¹

Westflanke


Zerstörung der Burg


Judas wurde gefangen genommen. Nach dem 200 Mann, bestand aus Floßleuten und Kriegesmänner von Ritter Odilo, die Burg stürmten und alles Stroh, Holz, sowie Tische, Schränke oder Stühle, und Verbrennbares in den „Hungerthurm“ gebracht wurde, wurde die Burg mit Fackeln angezündet. Die Mauersteine der ausgebrannten Burg wurden später für Wehrbauten der Isar verwendet. die kleineren Steine wurden von den Landleuten nach und nach abgetragen, und für ihre Behausungen verwendet. Das erbeutete Gut wurde nach München gebracht und Cordula von Thurmstein, die von Judas gestürzte Vorbesitzerin der Burg, bekam ihr Eigenturm wieder zurück. Cordula verteilte das Gut jedoch unter den Teilnehmern des Siegeszuges gegen das Teufelsnest.¹


Heute


Das Bodendenkmal weist eine Fläche von ca. 2900 m² auf. Die maximale Länge beträgt 90 m, während die breiteste Stelle 45 m aufweist. Nach den Angaben des Denkmalamtes wurden einige Funde entdeckt. Diese lassen sich auf die mittelalterliche Zeitstellung datieren. Zu den Funden zählen ein Reitersporn aus Eisen, ein Eisenmesser, sowie ein Schlüssel. Alle drei Gegenstände zählen zu den klassischen Siedlungsfunden einer Burg.


Burgbesitzer


Ritter Benno von Thurmstein


Benno v. Thurmstein war der einstige und wahre Besitzer der Burg. Während der Herrschaft Bennos hiess die Burg „Thurmstein“. Benno und seine Gemahlin Cordula hatten zusammen einen Sohn namens Konrad. Judas und seine Meute überlisteten Benno und stürzen die Burgherren. Der Burgbesitzer kam im Kampf um seine Burg ums Leben. Cordula flüchtete auf die Burg von Baierbrunn zu ihren Bruder Ritter Odilo. Konrad von Baierbrunn kämpfte später in der Schlacht von Ampfing im Auftrag des Herzogs Ludwig der Bayer. Der Tod Bennos lag acht Jahre zurück, als die Burg vollkommen zerstört wurde.¹


Judas der Teufelsnestler


Judas wird der Sage nach als ein hässliches Ungeheuer beschrieben, klein und dick mit struppigen Haar und teuflischem Gesicht. Er war ein erbarmungsloser Mörder. Er quälte das einfache Volk und für war für seine große Gier nach allem bekannt, was nicht sein eigen war. Und so ließ auch so mancher Flößer bei der Verteidigung seiner ihm anvertrauten Waren sein Leben. Auch bangten viele Eltern um ihre hübschen Töchter, denn Judas war als Frauen-Schänder bekannt. Und so versteckten sie deren langen Zöpfe mit groben Tüchern und beschmierten die zarten Gesichter mit Schmutz, um sie vor seinen Blicken zu schützen. Doch Judas Gier war groß, erblickte er ein junges Gesicht mit strahlenden Augen, gab es kein Halten mehr. Er ließ dem Mädchen auflauern, es sogar in finsterer Nacht aus dem Hause seiner Eltern entführen und zu sich in die Burg bringen. Aufgrund seiner Räubereien und Schandtaten wurde er bereits als vogelfrei erklärt, daher führten immer Diener und Knechte der Burg seine Befehle aus. Er selbst verliess die Burg aus Feigheit vor dem Tod nie. Judas wurde durch Verrat und List, Herr der Burg und hiess fortan „Teufelsnest“. Auf der Burg „Teufelsnest“ lebten kurz vor dem Sturz 22 Teufelsnestler. 19 von ihnen wurden gefangen genommen, darunter auch Judas. Während des Brandes wurden die drei Abkömmlinge noch gefunden und nach München gebracht. 17 der Teufelsnestler wurden gehängt, während die Übrigen wurden in den Pranger gesteckt und geschlagen, nach der Foltermethode des Stäupen. Der Mordritter Judas wurde ebenso in München hingerichtet. Während der grausamen Folter gestand er seien grausamen Taten. Anschliessend wurde er zum Tod durch das Rad verurteilt. Die Hinrichtung wurde von einer ungeheuren Menschenmenge besucht. Von einem Scharfrichter wurden zuerst die Beine, die Schenkel und schließlich die Arme zerschmettert. Anschliessend auf das Rad gebunden und dieses auf einem hohen Pfahl gesteckt. Schlussendlich wurde er bei lebendigen Leibe von Raubvögeln und Krähen aufgefressen.¹


Historische Belege


Bisher fehlen von der Burg, sowie des Ritters Judas und Benno jegliche historische Belege. Jedoch können Belege vorliegen nur konnte ich nichts im Internet über den Burgstall finden, bis auf die Sagenerzählung.


Burg


Nach Auskunft des Denkmalamtes wurden am Burgstall mittelalterliche Funde entdeckt. Zu einem ein eiserner Rittersporn, ein Eisenmesser, sowie ein Schlüssel. Diese drei Gegenstände sind klassische Fundstücke mittelalterlichen Burgen. Das Aussehen der Burg ist bis weit nicht überliefert, sondern nur in der Sage beschrieben. Jedoch findet man im Gebiet des Burgstalles eine kleine Senke vor, diese hat den Grundrisses eines Kreise und könnte der Standort des Burgfrieds, oder sogar des „Hungerthurmes“ gewesen sein. Dieser Turmumriss befindet sich nahe der Abfallkante.


Rampertshofen


Rampertshofen wurde 1078 erstmals urkundlich als „Rampertishova“ erwähnt. Die Bewohner wurden als selbstbewusst beschrieben. Rampertshofen gehörte zum Chorstift des Kloster Dietramszell’s.²


Konrad IV. von Baierbrunn


In der Sage ist von dem zehnjährigen Konrad von Baierbrunn die Rede, der schließlich später in der Schlacht zu Ampfing kämpfte. Die Eltern von Konrad sind der Erzählung nach Benno und Kordula von Thurmstein. Anfang des 13. Jahrhunderts gab es auch einen Konrad von Baierbrunn. Dieser lebte von 1275 bis 1333. Dieser kämpfte auch 1322 in der Schlacht von Ampfing. Allerdings heißen seine Eltern anders:

  • Vater: Otto II. von Baierbrunn
  • Mutter: Gemahlin Guta

Wenn Konrad in der Sage 10 Jahre alt gewesen sein soll, dann müsste sich die Geschichte im Jahre 1285 abspielen. Zu beachten ist allerdings, dass der altdeutsche Name „Odilo“ die Abwandlung von „Otto“ ist. In der Sage wird berichtet, dass Odilo den kleinen Konrad, als seinen Sohn ansieht, da Konrad nur zwei Jahre alt gewesen ist, als sein Vater umgebracht wurde. Auch der Name der Mutter ist die altdeutsche Form des Namens „Cordula“. Somit ist dieser Teil der Geschichte historisch nachvollziehbar. Jedoch müsste es sich hierbei um eine Geschwisterehe handeln, was nicht belegt ist. Falls es sich um eine Geschwisterehe gehandelt habe, dann wäre der Teil der Sage bewahrheitet.³


Weitere Personen


Jedoch fehlen jegliche Beweise dafür, ob Guta von der Burg Thurmstein geflohen ist oder ob sie zu einem anderen Adelsgeschlecht gehört. Auch ist nicht klar, ob es einen Mordritter namens Judas gab.

Abhänge zur Staatsstraße hin


Quellenverzeichnis


¹PRESCHERS, Heinrich (Org. 1860): Das Marktg’schlärf von Wolfratshausen. Der Raub- und Mordritter Judas von Teufelsnest, und der fromme Pilger und heilige Märtyrer Konrad Nantovin. Eine höchst schauerliche Ritter-, Räuber-, Mörder- und Gespenstergeschichte aus dem 13ten Jahrhundert. Verlag: Hansebooks. URL zum kostenlosen E-Book. Zuletzt geprüft: 13.07.2019.

²REGUL, Barbara; Rosche, Ursula (o. J.): Rampertshofen. URL: http://www.von-a-dzell.de/index.php/sehenswertes/rampertshofen. Zuletzt geprüft am 17.07.2019.

³WIKIPEDIA (o. J.): Konrad IV. von Baierbrunn. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_IV._von_Baierbrunn. Zuletzt geprüft am 17.07.2019.


Weiterführende Literatur


HEUCK, Sigrid (2000): Der Ritter und die Geisterfrau. Thienemann Verlag. (Fassung der Sage für 10 bis 12-jährige; Kinder- und Jugendbuch. Inhalt kindergerecht wiedergegeben). In diesem Buch trägt Judas den Name Wolfhard. Dieser hatte eine Frau, die spurlos verschwunden ist, und fortan als Geisterfrau herumspukte. Die Handlung weicht teils ab und ist mehr auf kindergerechten Inhalten wiedergegeben. 

SCHINZEL-Penth, Gisela (2006): Sagen und Legenden von Wolfratshausen und Umgebung. Ambro Lacus Buch- und Bilderverlag, Frieding, S. 28 ff.

SCHWENGER, Sabrina (2014): Historisches zur Flößerei: „Legendär: Wie Sachsenhauser den Raubritter Judas vom Teufelsnest besiegte“. URL: https://blog.wolfratshausen.de/2014/08/historisches-zur-floesserei-legendaer-wie-sachsenhauser-den-raubritter-judas-vom-teufelsnest-besiegte/. Zuletzt geprüft am 14.07.2019.


Nordflanke

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